Mann, ich hätte schon viel früher damit rausrücken können. Ich hätte euch gerne noch viel mehr an meinem Weg teilhaben lassen, aber alles in mir, alles in meinem Kopf war für mich selbst noch so unklar, dass ich mich nie getraut habe es in Worte zu fassen. Ich zeige gern Schwäche, aber das hier ist ein anderes Kaliber. Ich möchte euch heute erzählen, warum ich (mal wieder) seit einem Monat keinen Post online gebracht habe.

Die Antwort ist simpel: Ich habe keine Zeit mehr dafür. Aber wie kann das sein, wenn es doch mal eine Zeit gab, in der ich bis zu sechs mal die Woche einen Post online brachte? Wieso hatte ich damals so viel Zeit und heute nicht mehr? Auch diese Antwort ist simpel – aber sie tut weh. Mir tut sie weh.

Mein Blog war mein Beruf. Ich habe jeden Tag der Woche Zeit investiert, denn so macht man es nunmal im Leben. Mit der Sache, mit der du deinen Unterhalt verdienst, verbringst du die meiste Zeit deines Lebens. Es hat mir viel Freude bereitet, aber je älter ich wurde, je mehr ich mein Leben, diese Welt und diese Gesellschaft in Frage stellte, um so weniger Freude fand ich an dem, was ich hier eigentlich tue. Ein ganzes Jahr hat es also gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass es nun wirklich vorbei ist. Der Blog als Beruf, als Haupteinnahmequelle, ist vorbei. Ich verdiene seit Monaten kaum Geld mehr damit. 

 

 

Wenn du kein Geld mehr verdienst, sinkt dein Selbstwert.

 

Wie schrecklich ist diese Welt, dass sie uns glauben lässt, unser Selbstwert steige und sinke mit der Zahl auf unserem Konto? Geht es euch nicht manchmal genau so? Wie fühlst du dich, wenn du pleite bist? Fühlst du dich nicht klein, bedeutungslos, als wärst du niemand, der es zu “etwas gebracht” hat? Wie fühlst du dich, wenn du andere ansiehst, die es in deinen Augen “geschafft” haben? Sind sie nicht Lichtgestalten für dich, Menschen, zu denen du aufsiehst, gibst du eben diesen Menschen nicht unterbewusst einen größeren Wert als dir selbst? Wahrscheinlich tust du das. Jeder tut das. Genau so wie ich.

Mittlerweile weiß ich aber, dass ich mich bewusst für diesen Weg entschieden habe. Es begann alles damit, dass ich mich nicht damit abfinden konnte, mir einfach mal ein paar Follower zu kaufen.[/one_half]

Erinnert ihr euch? Schon damals fühlte ich mich deshalb wie ein Versager. Weil mein Konto leer war. (“I’m a loser Baby – Part 1“). Ich wusste, dass ich mit meinem einfachen, unfrisierten, echten “Ich” in der Bloggerwelt nicht bestehen würde. Und schon damals war ich nicht in der Lage einen so großen Schritt entgegengesetzt zu dem, was mein Herz wirklich will, zu tun. Ich konnte mir einfach keine Follower kaufen. Und ich hatte es satt mich als etwas hinzustellen, was ich eigentlich nicht bin (Part 2). Und dank euch und all euren wunderbaren Kommentare wusste ich, dass es richtig war. Wenn das Bloggen mein Weg sein sollte, dann nur, wenn ich ich selbst sein kann (Part 3).

 

 

Mir selbst treu zu bleiben bedeutete aber noch weit mehr.

 

Noch so viel mehr als ich damals wusste. Noch immer mag ich es, mich in Schale zu schmeissen, mich mit Kleidung jeden Tag neu anzumalen. Für mich ist genau das auch ein Ausdruck meiner Selbst. Allerdings merkte ich schnell, dass es niemals um die Marke ging, die ich am Körper trug. Es ging einzig und allein um die Dinge, die mir gefallen. Über das letzte Jahr hinweg habe ich so gut wie alles verkauft, was mir meiner Meinung nach eigentlich gar nicht gefiel. Und da waren so gut wie alle Designer-Teile dabei, die ich über die Jahre im Kleiderschrank angehäuft hatte.[/one_half]

[one_half_last]Und dann beschloss ich, kein Leder mehr zu kaufen. Auch für den Schritt zum Veganismus habe ich ewig gebraucht, denn auch hier wusste ich, was das für mich und meinen Blog bedeuten würde: Keine Kooperationen mehr mit großen Schuh- und Taschenmarken. Trotzdem aber hatte ich irgendwie Hoffnung. Ich hatte die Hoffnung, dass ich auch Marken finden könnte, die ich vertreten kann, und das tat ich – nur leider hat kaum ein Unternehmen, das fair oder vegan oder nachhaltig produziert, genug Budget, um für Werbung zahlen zu können. Vielleicht gibt es sie, ja, aber ich habe momentan schlichtweg nicht genug Zeit, mich in dieses Thema so schnell reinzufuchsen, dass es nächsten Monat wieder klappt. Vielleicht funktioniert es irgendwann wieder – aber momentan geht es einfach nicht.

 

Ich bin den einzigen Weg gegangen, der sich für mich richtig angefühlt hat. Ich weiß, was ich will und was ich nicht will. Ich möchte euch nicht mit Affiliate-Links zubomben und euch zum Kaufen von Lederwaren anregen – ich will euch nichtmal mehr zum Kauf von billig und nicht nachhaltig produzierten Klamotten anregen. Ich will nicht, dass sich irgendjemand auf der Welt wegen mir ein Kosmetikprodukt kauft, für welches Tiere gequält worden oder sogar gestorben sind. Was bleibt mir also noch? Affiliate und Sponsored Posts waren das, womit ich hier meine Brötchen verdient habe.

Keine Affiliate Links, keine Sponsored Posts, keine Brötchen.
So einfach ist das.

Am Liebsten würde ich nur noch auf Flohmärkte gehen, meine Kleidung second hand kaufen und euch wenn dann nur zu eben dieser Art des Konsums anregen.

Ich möchte euch die vegane Lebensweise näher bringen, euch erzählen, wie gut mir dieser Schritt getan hat (körperlich wie auch seelisch). Ich möchte euch erzählen, wieso Menstruationstassen prima sind, wieso ich die Pille abgesetzt habe und euch mit wunderbaren Rezepten versorgen. Ich möchte zeigen, wie man Müll vermeidet, wie man hier und da Geld sparen kann, das Meditations-Thema weiterführen und erzählen, wie jeder von euch dafür sorgen kann, dass unsere Welt noch ein bisschen länger so wunderbar Grün und schön bleibt. Im Prinzip möchte ich alles nur noch mit Liebe machen, aber für mich heißt das, dass ich mich in dieser Gesellschaft und vor allem der Bloggerwelt nur schwer zurecht finde.
Oder, wie Linda & Caro es so wunderbar in ihrem letzten Post geschrieben haben: “Wir haben uns so sehr aus dem bezahlten Markt heraus gezogen, so sehr limitiert, was wir annehmen, so sehr an die Maxime der Authentizität geklammert, dass wir nun einen gewissen Preis dafür zahlen müssen.”

 

toskana

 

Ich weiß nicht, ob ihr verstehen könnt, wie schmerzhaft dieser Weg für mich war und immer noch ist. Obwohl ich weiß, dass ich das richtige tue, versinke ich trotzdem immer wieder in Selbstzweifel. Ein leeres Konto bedeutet doch, ich habe es zu nichts gebracht. Eine geringe Follower- und Leserzahl bedeutet doch, dass es niemanden interessiert, was ich zu sagen habe. Dieser Blog hier hat mir mehr Freude bereitet als alles andere – wohl auch, weil ich mich ein Stück weit mit ihm identifiziere, weil ich ein bisschen an Selbstwert aus euren Kommentaren ziehe (auch das zuzugeben fällt schwer).

Ich bin gerade erst dabei, mich zu sortieren. Ich wünschte ich könnte über all die Dinge schreiben, die mir auf dem Herzen liegen, diesen Blog hier genau so führen wie ich will – aber durch die Tatsache, dass ich nunmal dazu gezwungen bin meine Miete zu zahlen, muss ich ihn hinten anstellen. Ich kann die meiste Zeit meines Lebens nun nicht mehr in diesen Blog stecken. Mir bleibt nur noch ein winziger Bruchteil an Zeit übrig für all das hier, so schwer es mir fällt, so weh es mir tut. Ich bin mir sicher, dass ich so viele für euch interessante Dinge zu erzählen hätte – aber all das muss nun länger auf sich warten lassen. Ich zahle momentan den Preis der Authentizität. Aber scheisse nochmal, könnte ich die Zeit zurück drehen, ich würde n i c h t s anders machen.

Ich weiß heute, dass ich kein Versager bin, nur weil ich es nicht “geschafft” habe auf Dauer meinen Lebensunterhalt mit meiner Selbstständigkeit zu verdienen. Ich habe alles dafür getan, was in meiner Macht steht.
Es ist manchmal unendlich anstrengend, sich gegen alles zu stellen. Ich habe immer wieder Momente, in denen ich mir wünsche, ich könnte einfach so weiter machen wie damals, irgendwie “normal” sein und nicht jeden Schritt, den ich gehe, in hunderttausend Fragen zu stellen. Es wäre doch so viel einfacher.

Aber würde ich das tun, würde ich niemals auf das hören, was in mir vorgeht, ich würde in ein paar Jahren wahrscheinlich an einem Herzinfakt sterben. Es ist mir einfach nicht mehr möglich. Wenn ich auch nur ein einziges mal etwas tue, was gegen mein Herz geht, tut es mir körperlich so weh, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Dass ich die Welt nun mit anderen Augen sehe als noch vor ein paar Jahren hat seine Licht- und Schattenseiten. Noch niemals bin ich so oft so sehr verzweifelt… aber noch niemals habe ich mich selbst und diese Welt mehr geliebt als jetzt. Es ist ein schwieriger Prozess, in dem ich mich befinde, aber irgendwie weiß ich, dass am Ende alles gut wird.

 


 

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