[one_third] “Bei dem Aufdruck sollten die ja eigentlich DICH dafür bezahlen, dass du es trägst”, sagte die Mutter eines Freundes mal zu mir, als ich wieder das Calvin Klein T-Shirt trug. Ich musste lachen, denn sie wusste nichts von diesem Blog hier. Alles, was sie sah, war ein schwarzes Shirt mit dem gigantischen Aufdruck eines Markennamens. Kein großartiges Design, einfach nur Weiß auf Schwarz. Und ich, ich war die Litfaßsäule.

In den letzten Wochen habe ich mich von sehr vielen meiner Klamotten getrennt. Gerade von Designer- und Markenteilen. Viel zu viele verrotteten irgendwo hier Daheim, ohne je ausgeführt zu werden.[/one_third]
[one_third] Ich musste damals, als mich der Ausmist-Wahn packte, feststellen, dass ich eigentlich keines der Teile, die mit dickem Markennamen versehen waren, wirklich mochte. Und diese Erkenntnis tat irgendwie auch weh. Im Prinzip gestand ich mir ein, dass ich mich von dem kurzweiligen, guten Gefühl, welches neue Besitztümer auslösen, immer und immer wieder hab überlisten lassen. Und, dass ich echt sau viel Scheiss angehäuft hatte, nur um im Internet jemand zu sein, der ich niemals war. Nein, nicht nur im Internet, auch Außerhalb.[/one_third]

[one_third_last]Wisst ihr, so sehr ich es auch immer gewollt habe: So alternativ, so anders als Andere war ich nie. Ich wollte immer aus der Masse herausstechen mit der Kleidung, die ich trug. Durch den Gedanken, dass ich mich von eben dieser Masse abhebe, egal wie, fühlte ich mich besser. Ich hebe mich ja ab, ich bin ja anders. Ich dachte, ich ließe mich eben nicht von Trends beeinflussen und würde nur das tragen, was mir auch wirklich gefiel. In Wirklichkeit aber achtete ich penibel darauf, dass alles, was ich besaß, “besonders” war. Nicht so wie das, was alle haben. Im Prinzip belog ich mich geschickt selbst:[/one_third_last]

Ich wollte also nur Kleidung tragen, die mir gefällt, und somit gegen die Trend-Ströme schwimmen – aber wenn das, was mir gefiel, zufällig ein Trend war/wurde, trug ich es nicht/nicht mehr. Von wegen “nur das, was mir gefällt”.

 

 

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[/one_half][one_half_last]Das beste Beispiel für meine seltsame Art, mein Ego zu füttern: Die Michael Kors Mackenzie. Michael Kors war damals der Taschentrend überhaupt. Selma everywhere. Durch den Status als Modeblogger, den ich mir irgendwann selbst auferlegte, verspürte ich immer öfter das Bedürfnis, doch auch mal bei den großen, teuren Trends mitzumachen. Nicht nur, weil Trendteile auf Instagram oder überall sonst im Internet gut ankommen, viel geklickt und vor allem nachgekauft werden (ka-ching), sondern auch, weil ich als Modeblogger auch für “größere Marken” attraktiver sein wollte. So ist das nunmal. Geld verdient sich nämlich nur mit eben den Marken, die Budget für Werbung haben. Und Gucci will ja nicht an Flohmarkt-Jacke hängen – also muss die gehen.
Ich fand mich in einem Wirrwar von ich-will-alternativ-sein und ich-will-Modepüppchen-sein wieder.[/one_half_last]

 

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[one_third]Und wieso ist die Mackenzie nun das beste Beispiel? Ich war fest davon überzeugt, auch eine Michael Kors besitzen zu müssen. Allerdings wollte ich schon noch “anders” sein. Also holte ich mir ein Modell, welches nicht jeder besaß. Et voilá, eine total nichttrendig-trendige, mein nach Anderssein-schreiendes Ego fütternde Mackenzie wanderte in meinen Besitz. Ich gebe zu, ich mochte sie schon. Die Form und das Schwarz und das Gold und so.

Heute aber frage ich mich, warum zur Hölle da denn unbedingt “Michael Kors” hatte draufstehen müssen. Der einzige Sinn des Markennamens bestand darin, der Welt zu zeigen, dass ich eine relativ teure Tasche besaß. Ohne den Markennamen hätte ich sie nie gekauft, denn so geil fand ich sie nun auch wieder nicht.

[/one_third][one_third]Wieder eine Erkenntnis, die mich, als sie mir klar wurde, ziemlich traurig machte. Alles für den Schein, für den Modeblog, für’s genug Geld verdienen, für’s “jemand sein”. Die Mackenzie musste gehen. Und mit ihr so viele andere Teile. Ich nahm jedes einzelne Stück aus meinem Schrank, betrachtete es eine weile und versuchte, jeden Gedanken, der nun aufkam, zu untersuchen. Wieso will ich es behalten? Gefällt es mir wirklich, oder ist es die Marke? 

Ich entsagte beiden Rebecca Minkoff Mini Macs (aus Jucks und Tollerrei hätte ich hier fast einen Affiliate-Link gesetzt), weil sie einfach viel zu klein sind für meinen Alltag. Auch der Karl Lagefeld Rucksack musste gehen, denn so sehr ich ihn mochte, ich trug ihn zu wenig – zu klein, zu unpraktisch. Was mir heute noch an Designerkram bleibt sind meine Acne Track Boots und die Calvin Klein Handtasche.[/one_third][one_third_last] Gerade die Tasche trage ich immer dann, wenn ich keinen Rucksack benötige (fun fact: ich besitze keine einzige große Handtasche mehr – nur noch Rucksäcke). Ich trage sie allerdings trotzdem immer mit Markennamen nach Oben. Weil mir die kleinen, goldenen Lettern so gefallen, die passen einfach hervorragend genau dort hin. Ohne die Buchstaben gefällt mir die Tasche nur halb so gut. Aber – wie ich freudig feststellen musste, als das große “C” eines Tages das Zeitliche segnete – es ist mir ganz egal, was dort steht. Hans Müller wäre auch okay.

Einen kurzen Augenblick aber, als ich das fehlende “C” bemerkte, ärgerte ich mich. Ich bemerkte den Ärger und sah ihn mir an. Und lachte mit einem mal über eben Diesen. Die Tasche sah noch noch genau so schön aus wie davor. [quote]Nur heißt sie nun Alvin.[/quote] [/one_third_last]

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Und die Moral von der Geschicht’

 

[one_third]Du bist nicht, was du besitzt. Von klein auf lernen wir was “mein” ist und was “dein”, und wenn “mein” verschwindet, verloren geht oder noch schlimmer, gestohlen wird, dann tut es weh. Denn ein Stück weit wurde das Ding zu einem Teil von dir, von deiner Identität. Ganze egal ob nun Bauklotz, Ferrari oder Instagram-Account (in der heutigen Zeit gibt es ja auch einige “virtuelle Besitztümer”), wird es dir genommen, tut es weh. Denn die traurige Wahrheit ist: Der Versuch, sich in Dingen zu verwirklichen, scheitert. Immer. Nur deshalb wollen wir immer mehr, nur deshalb konsumieren wir immer weiter. Und hey, ich bin hier keine Heilige.[/one_third]

[one_third]Ich bin sogar ein echt grottiges Beispiel. Wie würde ich mich fühlen, gäbe es diesen Blog von Heute auf Morgen nicht mehr? Miserabel, Hundsmiserabel. Ich identifiziere mich so sehr mit dieser Internetseite, sie gibt mir ein Gefühl von Bedeutung. So gern ich mich davon losreißen würde, so gern ich meinen Selbstwert ein Stück weit weniger darauf stützen möchte, ich kann es nicht. Ich bin nicht Egofrei und werde es wahrscheinlich auch niemals sein. Komplett frei sein von allen Besitztümern? Das klappt vielleicht im Ashram, auf 10 Tage Vipassana, im Kloster. Nicht aber in dieser Gesellschaft.[/one_third]

[one_third_last]Das einzige, was ich mir (wie immer) wünsche, von mir selbst und vielleicht auch von euch: Das Bewusstsein über all das. Sei dir immer Bewusst darüber, warum du etwas besitzen willst, warum es dir weh tut, Dinge zu verlieren oder gar nicht erst zu besitzen. Es macht so vieles leichter.
All die Mädchen auf Instagram, die du so für ihre Besitztümer bewunderst – sei dir sicher, dass 90% von all dem nur der Egofütterung dient. Und der Account selbst ist der größte Löffel.

(Jap, meiner auch.)[/one_third_last]

 

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