“Sag mal hast du sie noch alle? Du kannst doch nicht einfach den Raum verlassen und RAUCHEN gehen, wenn du Frau Heberl essen eingeben sollst!” sagt die dicke, verbitterte, schreckliche Frau zu mir. Mir klappt die Kinnlade runter und meine Unterlippe beginnt unkontrolliert zu zittern. “Was? Ich hab doch nicht…” ich halte meine Thermoskanne hoch. “Ich habe mir meinen Tee geholt…” Und als ich es ausspreche bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt gehört hat, weil meine Stimme klingt wie die einer fiependen Maus. Mir schießen die Tränen in die Augen und ich bekomme Panik, weil ich jetzt und hier ganz bestimmt nicht anfangen möchte zu heulen. Ich kenne meinen Kopf. Wenn ich jetzt versuche es zu unterdrücken wird es nur noch schlimmer. Die dicke Frau mit hochrotem Kopf erhebt die Stimme noch mehr und während sie immer größer wird versinke ich im Boden als sei er Treibsand. Und als mir die erste Träne über die Wange läuft unterbricht sie ihre Vorwürfe für einen Satz, der mir den Rest gibt: “Wie willst du in deinem Leben denn irgendwas erreichen, wenn du ständig anfängst zu heulen?”
Ich renne an ihr vorbei, den Gang runter, ab ins Klo, schon wieder, sperre mich ein und kauere mich auf den Boden. Schon wieder. Ich weiß nicht, wie oft ich hier die letzten Wochen schon gesessen bin und mir die scheiss Augen aus dem Kopf geheult habe. Und Meine Gedanken breiten sich mal wieder aus wie eine unkontrollierbare Epedemie:
Ich war doch nicht rauchen! Ich habe Halsweh und wollte meinen Tee holen! Wie kann sie behaupten, dass ich lüge, ich lüge nie! Ich würde doch niemals die alte Dame allein lassen um rauchen zu gehen, ich weiß doch, dass sie nicht alleine essen kann. Ich bin doch jeden Tag hier und erledige die Arbeit der Schwestern, ich bin hier der gottverdammte EINZIGE Lichtblick für so viele Menschen, ICH bin diejenige die Essen und Kaffee verteilt wenn die Schwestern ihren Kaffeekranz halten! Wie kann sie so etwas unfaires behaupten und von mir denken ich sei in solchem Maße rücksichtslos? Sieht hier denn keiner, wie viel Arbeit ich ihnen abnehme? Wie oft habe ich mir schon gedacht, was die in diesem scheiss Laden eigentlich ohne Praktikanten machen würden! Und warum zur Hölle kann ich es nicht einfach aussprechen? Wieso stehe ich da wie ein Mäuschen und verteidige mich nicht, sondern fang nur wieder an zu flennen? Wie soll ich denn jemals in meinem Leben weiterkommen, wenn ich bei jeder Kritik Tränen ausbreche wie eine Dreijährige? Wird überhaupt mal was aus mir, was kann ich denn schon? Ich bin kein Mathegenie wie meine Bruder, ich bin in überhaupt nichts ein Genie, alles, was ich mal werden kann ist die Frau von irgendjemandem, DER was kann. Ich werde niemals jemand sein. Ich bin absolut gar nichts. Ich will diese Frau nie wieder sehen, ich werde jetzt nach Hause gehen, mein Praktikum schmeissen, mich Wochenlang in mein Zimmer verkriechen, meiner Praktikumsleitung aus der Schule kann ich DAS sicher auch nicht erklären, also schmeiss’ ich die Schule auch gleich, aus mir wird sowieso nichts. Schau dich doch mal an, wie du hier am Toilettenboden sitzt.
Und es hört nicht auf. Ich zerdenke, zerdenke und zerdenke immer weiter, bis zum Weltuntergang. Der Vorwurf dieser alten Schnepfe lässt mich mal wieder ertrinken in einem Meer aus dickflüssigen, öligen Selbstzweifeln. Es gibt keinen Ausweg.
Du bist keine Heulsuse, nur weil du viel weinst
Heute, acht Jahre später kann ich diese Situation bei weitem nüchterner betrachten als damals. Und trotzdem glaube ich, dass ich wahrscheinlich immer noch ähnlich reagieren würde. Ich bin ein Sensibelchen vom Kaliber Seifenblase. Ich zerplatze sofort. Anders als damals aber weiß ich heute, dass ich deswegen keine Heulsuse bin. Eine Heulsuse weint, weil sie eben winy ist und hofft, dadurch etwas zu erreichen. Mitleid oder Aufmerksamkeit zu erhaschen. Eine Heulsuse sein ist keine gute Eigenschaft, und das bin ich nicht.
Ich zerdenke einfach alles. Jede Situation in meinem Leben zerdenke ich, und ich sage ZERdenken, weil das mit NACHdenken nicht mehr viel zu tun hat. Wenn Simbas Vater stirbt heule ich, weil ich mir vorstelle, wie schrecklich es sein muss ohne Eltern zu sein. Ich stelle mir ungewollt Bildlich vor, wie es wäre, wenn ich in dieser Situation stecken würde. Wenn ich von einem Terroranschlag höre heule ich, weil ich in meinem kopf plötzlich neben Schutt und Asche stehe und jemanden verloren habe, der mir nahe steht. Wenn mich jemand kritisiert heule ich, weil ich wieder mein ganzes Selbst in Frage stelle und mein Kopf die Situation in fünf andere Dimensionen weiterspannt, Dimensionen, die der Kritiker gar nicht betreten wollte. Wie oft habe ich von meinen Mitmenschen schon gehört: “Was? Wie kommst du denn jetzt da drauf? So habe ich das doch gar nicht gemeint, das interpretierst du da jetzt nur rein!”
Auf der falschen Ebene empfangen
Wenn man mir “A” sagt, denke ich “B, C, 4, 794923, &, Doppel S und 27”. Soll eine Aussage mich im Kopf treffen, erwischt sie mich ganz oft im Herz. Im Psychologieunterreicht (zu eben dieser Zeit, als ich im Altenheim arbeitete) habe ich eine Theorie gelernt, die beschreibt, auf welchen Ebenen Menschen eine Aussage Senden und Empfangen. Man unterscheidet beispielsweise zwischen Sacheebene und Beziehungsebene: Mein Gegenüber sendet auf einer sachlichen Ebene und ich empfange fast immer und ausschließlich auf der Beziehungsebene. “Du darfst die alte Dame nicht alleine essen lassen, da es für sie gefährlich sein könnte” ist eine sachliche, vielleicht appelierende Aussage. Ich allerdings höre darin: “Du bist ein schlechter, rücksichtsloser Mensch, weil du sie alleine gelassen hast.”
Und Es zehrt. Sich ständig Gedanken über alles zu machen laugt mich manchmal aus, kann mir den ganzen Tag versauen und andere Leute ziemlich verwirren. Wie auch damals die Schwester aus dem Altenheim.
Ich habe über die Jahre gelernt, mir genau das bewusst zu machen. Ich fühle nunmal einfach zu viel. Die Schwester war fürchterlich sauer, weil sie ernsthaft glaubte ich hätte diese Untat begangen und wollte an mich – wenn auch nicht ganz im richtigen Ton – appellieren. Die richtige Reaktion wäre auf der gleichen Ebene wie die ihre kommen sollen: “Ich verstehe, dass Sie mich ermahnen wollen, denn man lässt einen Menschen nicht allein, der an bei dem Versuch selbst zu Essen ersticken könnte. Ich verspreche aber, dass meine Intention bestimmt nicht war nun rauchen zu gehen, sondern dass ich mir lediglich meinen Tee holen wollte. Auch das hätte ich nicht jetzt tun sollen, sondern später.”
Es ist bei Gott nicht einfach sich selbst in Gesprächen ständig zu analysieren. Und glaubt mir, ich schaffe es auch nur zu 50 Prozent. Ich bin ein hochsensibler Mensch und werde es wohl immer bleiben, aber ich gehe nicht daran kaputt, weil ich es zumindest im Nachhinein schaffe die Dinge nüchtern zu betrachten. Und wenn ich ehrlich bin will ich es auch nicht zu 100% ändern – denn die Gedanken, die ich mir mache, sind zwar manchmal einfach zu viel, aber sie machen mich zu einem mitfühlenden Menschen. Jemand der liebt, sich aufopfert und sich in andere reinversetzen kann. Und das “zu viel fühlen” kann in die andere Richtung auch wahnsinnig schön sein: Ich kann mich über die kleinen Dinge im Leben freuen als seien sie ein Lottogewinn.
Wenn ich mich freue, dann so richtig. Und wenn ich liebe, dann so richtig.
Für den Titel dieses Blogposts habe ich mich der Worte einer anderen Bloggerin bedient: Tara-Louise. Wer mein Alltagsgeschwafel mag, sollte sich ihre Geschichten auch dringend durchlesen.
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Ich weiß wie das ist… wirklich.
Sobald man mich auf einen Fehler hinweist, spüre ich schon die Tränen in mir hochsteigen und den Kloß in meinem Hals anschwellen. Ich komme in Erklärungsnot und würde am liebsten im Boden versinken und die Zeit zurückdrehen. Wenn ich versuche, mir im Kopf Sätze bereitzulegen, um meine Taten zu erklären, wird es nur noch schlimmer und ich stehe kurz vor einem Ausbruch..
Ich habe zwar auch gelernt, dass ich nicht immer alles persönlich nehmen darf und die Nachrichten auf genau der Ebene aufnehmen sollte, auf der sie mir auch gesendet wurden doch es ist nicht so einfach wie es klingt.
Aber wie du schon sagst. Ich möchte mich nicht zu sehr verbiegen und gefühlslos werden. Kalt und emotionslos. So bin ich nicht.. und das ist auch ganz gut so denke ich.
Ich weiß auch nicht so recht, aber Tränen sind doch kein Zeichen vom Schwäche, oder? Sie sind lediglich ein Ausduck meiner Gefühle, so wie es bei anderen eben ein Schweigen oder ein Lächeln ist. Denn bei freudigen Ereignissen kullern bei mir die Tränen mindestens genauso wie bei traurigen. :>
Liebe Angela,
das interessiert dich ganz bestimmt. Ich fand mich damals darin wieder und war absolut sprachlos dass meine Gefühle in Worte gefasst wurden. Lohnt sich echt und die Auseinandersetzung damit hat mir irgendwie geholfen.
http://www.anerkennung-sozial.de/2014/02/hochsensibilitat-teil-1-%E2%80%93-hochsensibel-blos-empfindlich/
Liebe Grüße,
Lisa
Test gemacht. 240 Punkte…das erklärt so vieles!
Danke dafür!
Wow auch ich habe 192 Punkte. Hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist…
Ich hab 274 Punkte. Heftig!
Ich studiere Kommunikationswissenschaft und dabei lerne ich unglaublich viel über mich selbst. Ich nehme leider auch viel zu viel auf der Beziehungsebene auf und hab gleichzeitig Selbstoffenbarungsangst. Das ist schrecklich, aber ich arbeite dran.
PS: Mobil lassen sich deine Blogposts leider ganz schlecht lesen, weil in jeder Zeile nur um die 20 Zeichen stehen.
Herrje ja, ich arbeite dran! :)
Ein wirklich wunderschöner Artikel – ich kann so gut mit Dir mitfühlen. Besonders gut gefällt mir der letzte Teil – dass es nicht einfach nur schlecht ist, viel zu fühlen, sondern auch ganz wunderbar sein kann!
Liebe Grüsse
Ariana
Ja. JA. Danke.
Liebe Angela,
erst hab ich einen kommentar geschrieben und ihn dann wieder gelöscht. ich würde dir gern etwas mitgeben auf deinem weg (örgs wie das schon klingt)
aber vielleicht irre ich mich auch, aber vielleicht auch nicht und es hilft dir weiter.
also auf die gefahr hin, dass ich hier jetzt total den schwachsinn schreibe.
a) ich bin keine psychologin
b) ich erkenne nur paralellen zwischen uns und bin zu einem anderen ergebnis für mein verhalten gekommen.
c) das ist keine ferndiagnose (wie auch ohne diplom oder so)
also ich glaube, dass du vielleicht probleme mit deinem selbstwertgefühl haben köntest, weshalb es dein wunderpunkt ist, wenn du glaubst, dass menschen etwas schlechtes von dir denken. so und jetzt das psychologische: weil du selbst innerlich so schlecht von dir denkst.
wie gesagt, ich hoffe ich irre mich und klugscheiße hier nur rum und das ist gar nicht das problem. ich wollte nur sagen, dass man dagegen was tun kann ähm könnte, wenn es so wäre.
O ja, ich heule sogar schon, wenn ich in der Ubahn eine Familie sehe, die sich um ihr Kind kümmert oder eine Omi, die in ein Croissant beißt… Es kann ganz schön peinlich werden – vor allem in solchen Situationen, wo mich niemand kritisiert oder sonst was, sondern die mich einfach berühren…
Schöner Post!
lg
Esra
Schöner Artikel :) da sieht man, dass man nicht die einzige auf der Welt ist mit so einem “Problem”.
Ich bin auch ein hochsensilber Mensch und ich denke ständig viel zu viel nach. Das wird auch immer so bleiben denke ich. Ich kann auch oftmals schlecht mit Kritik umgehen, wie z.B. auf der Arbeit. Ich habe zwar nie sofort angefangen zu weinen. Ich habe es mir nie anmerken lassen. .aber innerlich hatte ich einen echt riesigen Kloß im Hals. Das Weinen fing dann erst an, als ich für mich alleine war oder im Auto auf dem Weg nach Hause. Mit den Jahren hat es sich ein wenig gebessert und ich versuche echt daran zu arbeiten, Kritik anzunehmen und es nicht so sehr zu Herzen zunehmen.
Und ich finde es auch gut, dass es solche mitfühlenden Menschen wie uns gibt. Wie du schon sagst, jemand der liebt, sich aufopfert und sich in andere reinversetzen kann. .ist doch eigentlich was ganz tolles. :)
Denn es gibt wesentlich schlimmere und grausamere Menschen auf dieser Erde, die von uns eine Scheibe abschneiden könnten.
Liebe Grüße & Stay Strong!
Julia
http://yumilia.com/
Geht mir leider in vielen Situationen ähnlich.
Ich finde es richtig schwierig, Kritik konstruktiv aufzunehmen anstatt sie persönlich zu nehmen…
Ich kenn die Situation sehr gut. Eine Woche habe ich noch auf der Arbeit, mit einer schlimmen Kollegin und was denkst du, wie oft ich in den letzten Wochen genau so dort auf dem Klo gesessen bin. Es ist schrecklich und man fühlt sich schwach und hilflos und irgendwie erbärmlich. Ich will selbst auch keine “Heulsuse” sein, halte mich oft für eine und muss dir da jetzt zustimmen: Ich bin zu empfindlich, zu sensibel, empfinde die Dinge zu hart und zu krass und bin nicht sehr belastbar. Aber das heißt nicht, dass ich eine Heulsuse bin.
Dieser Text wird mir denke ich echt ermöglichen, die nächste Woche durchzustehen!! Danke!! Und eine Umarmung an dich und an alle Sensibelchen da draußen, die verstehen können wie ich mich fühle <3
Oh je, das kenne ich.
Es ist schrecklich, da stehen zu müssen und gegen Tränen anzukämpfen :/
Aber man entwickelt sich immer weiter und die tränen haben sicher auch was positives, denn immerhin kannst du jetzt auf damals zurückschauen und merken, dass du dich ein wenig gebessert hast :)
Oh Angela, ich liebe deine Texte..
Jetzt gerade bin ich in so einer Situation.
Eine bestimmte Tat eines Menschen hat mich wieder völlig aus der Bahn geworfen und ich denke mir nun zum 1000ten mal, was an mir falsch ist oder was der Grund war, warum es passiert ist.
An uns ist nichts falsch… und trotzdem denken wir das.
Wir zerdenken nun mal wirklich alles, jedes Wort, jeden Satz- und deshalb habe ich auch so Angst Menschen an mich ranzulassen, aus Schutz…
Dabei bin ich auch nur jemand, dessen Herz ein gewaltiges Volumen hat :)
Tja- das alles hat seine Vorteile, aber auch Nachteile.. :/
Liebste Angela, ich könnte jetzt tausend Worte dazu schreiben, aber eigentlich ist nut wichtig, dass du damit ganz und gar nicht alleine bist. Ich bin ganz genauso und könnte dir auch hundert solcher Geschichten erzählen, die deiner hier gleicht. Wirklich. Aber ich finde wir können eigentlich stolz auf diese Eigenschaft sein, auch wenn wir uns das Leben nicht immer leicht damit machen. Besser viel zu viel fühlen, als zu wenig. Diese kaltherzige Anonymität auf dieser Welt kotzt mich nämlich tierisch an. <3
kann ich nur unterschreiben. ich bin auch ein mega emotionaler mensch und muss auch in vielen situationen anfangen zu schluchzen, die du beschreibst. auch kritik nehme ich mir oft sehr zu herzen bzw denke ich ewig darüber nach… ach, du hast das alles schon so perfekt beschrieben. brauch da gar nicht mehr viel zu sagen :)
außer, dass ich verstehen kann, wie du dich fühlst!! ich find’s aber auch nicht wild so ein sensibler mensch zu sein, denn ich finde nichts schlimmer, als wenn man total kalt, steif und verbittert ist… lieber weinen, als nie gefühle zu zeigen und sich nie etwas zu herzen zu nehmen!
liebste grüße
Ein ganz ganz toller Blogpost! Ich finde mich jedes mal in deinen Worten wieder. Es ist nicht anders bei mir. Ganz schlimm wird es, wenn ich mich absolut ungerecht behandelt fühle. Jeder andere wird wütend, lässt seine Meinung rausplatzen.. tu ich auch aber immer wird dabei geweint. Ich kanns nicht zurück halten und finde es manchmal selbst schon lächerlich und unverständlich warum mir direkt die Tränen in die Augen schießen, aber nicht allein damit zu sein beruhigt mich ein wenig :)
Liebste Grüße Dilara
http://www.dilarafeenstaub.wordpress.com
Das hilft mir gerade unheimlich in meiner momentanen Lebenslage. Ich nehme mir die gut gemeinte, wenn auch falsch betonte, Kritik anderer viel zu schnell zu Herzen und mache dann dicht. Will alle Zelte abbrechen und in mir keimt ein Gefühl auf, das man wohl als fluchtartiges Verhalten betiteln könnte.
Danke.
Der Text ist mir echt sehr Nahe gegangen. Ich weiss ja schon lange, dass ich an meinem Selbstvertrauen arbeiten muss und auch lernen sollte positiv zu denken. An so etwas wie hochsensibel habe ich dabei gar nie gedacht.
Besonders dein letzter Abschnitt hat mich sehr zum denken gebracht. Genau dieses über jede Kleinigkeit freuen und jemanden so richtig zu lieben habe ich auch. Deshalb fragt man sich ob es nun schlecht oder gut ist zu viel zu fühlen…
Es ist so ein wunderbares Gefühl, deine Texte zu lesen und sich plötzlich verstanden zu fühlen.
Einige haben hier in den Kommentaren schon über “Hochsensibilität”/”Hypersensibilität” gesprochen. Meine Therapeutin hat mit mir genau dasselbe thematisiert und nachdem ich einmal wusste, was es ist, das mir das Leben manchmal so schwer macht, war ich so glücklich, weil ich endlich wusste, dass ich nicht hoffnungslos verloren bin. Nur leider hat sich niemand mit mir gefreut. In den Augen der Anderen bin ich eben einfach zu empfindlich. Mich bringen Textzeilen aus Liedern zum Weinen, genauso wie alte Parfums, die mich an meine vergangene Schulzeit erinnern. Manchmal weine ich, wenn ich mir vorstelle, jemand, den ich liebe, könne sterben. Meine Ratio rudert dann schneller davon als ich Stopp sagen kann.
Viel Durcheinander im Kopf, aber viel Klarheit in deinem Text. Danke dafür! <3
Genau so geht’s mir auch. Wenn ich mir vorstelle jemand in meiner Umgebung stirbt (was nicht selten vorkommt, da muss ich nur eine Schlagzeile in die Richtung lesen) fange ich an zu weinen. Ich verstehe in dem Moment meistens gar nicht, warum ich mir denn jetzt so Haarklein vorstelle wie es denn wäre – aber im Nachhinein macht es mir wieder bewusst, wie glücklich ich sein kann, dass es eben NICHT so ist. Danke für deinen lieben Kommentar :)
Krass. Das haette ich geschrieben haben koennen. Genauso geht es mir auch oft. Ich nehme alles viel zu persoenlich. Und mir alles zu sehr zu Herzen, mache mir um nichts ewig Gedanken; mir wird richtig schlecht. Ich zerbreche mir den Kopf, was jetzt wohl alle von mir denken und ueberhaupt denke ich immer, dass das, was ich mache, irgendwie nicht richtig ist. Das schlimmste ist dann, wenn es im Umkreis niemand versteht. Ich wollte mal wochenlang mich vor etwas druecken, weil ich ueberzeugt war, dass die Leute, mit denen ich dort in Kontakt haette treten muessen, mich nicht leiden koennen. Und wenn jemand mich verbessert, dann koennte ich oft gleich heulen. Ich denke mir dann ‘Man, das haette ich gleich richtig machen koennen’ Habe mich mal etwas in dieses Thema eingelesen http://en.wikipedia.org/wiki/Hypersensitivity und kann mich dort etwas wiederfinden. Vielleicht nicht in vollem Ausmasse, aber doch schon sehr…
Auf einer Seite finde ich es schade, dass ich mir immer um alles Sorgen mache und 100 Wege in alles hineininterpretiere.. auf der anderen Seite weiss ich, dass es auch bedeutet, dass ich mich gut in andere Menschen versetzen kann und viel nachvollziehen kann. Auch sind die Gefuehle einfach so intensiv! Irgendwie ja auch toll. Klar, im Alltag kann es einen echt behindern, wenn man wegen jedem Scheiss gleich den Weltuntergang vor sich sieht, aber andererseits ist es ja auch mal mega cool wenn man sich ueber eine Pizza freu wie andere sich ueber einen bestandenen Fuehrerschein :D
– Jen.
Danke für einen weiteren wundervollen Text. Und leider finde ich mich da eins zu eins wieder. Kritik, ich weine. Ich bin wütend, ich weine. Irgendwas passiert im Fernsehen, ich weine. Irgendwas wird mir gesagt, ich überinterpretiere.
Ich habe damals ein schönes Zitat gefunden, das diese Situation ziemlich gut beschreibt. Es ist aus Oliver Wnuk’s “Wie im richtigen Film” – habe es selbst noch nicht gelesen, hatte damals nur eine Leseprobe.
“Irgendwann verstand ich, dass ich mit der Sorge an sich einfach nicht umgehen konnte. Es gab wohl niemanden in meiner Umgebung, der imstande war, mir eine Art Werteskala nahezubringen, damit ich meine Sorge einordnen, mich selbst beruhigen konnte und verstand, wann Sorge berechtigt war und wann nicht. Das ist sicher einer der Gründe, warum ich mich nicht unbedingt für den glücklichsten Menschen auf Erden halte. Ich mache es mir selbst schwer. Und wer sagt, ich soll es dann doch einfach lassen, hat keine Ahnung, wovon ich spreche.”
Liebste Grüße!
Tassia
Ein ganz ganz toller Blogpost! Ja!
Danke für den wundervollen Text. Ich finde mich da
vor 30 Jahren wieder.
Und dann hätte ich gern gesagt bekommen:
“Du bist wunderbar sensibel. Das schätze ich an dir!”
Nun, so wie du schreibst, ist dies auch dazu eine
Disfunktion. Heute bei mir korregiert! Durch Liebe!
Und meine Reflektion war damals nicht da, so wie hier
bei dir beschrieben. Und zur Heilung trug auch nicht
ein Reflektieren bei.
Heute reflektiere ich eher, nach der Heilung, eben dieses
erwähnte “Sacheebene und Beziehungsebene”.
Auch beim selber Austeilen!
Heute bin ich der glücklichste Mensch auf Erden!
Klasse Blog!
Jemand hat es schon geschrieben…das ganze ist mitlerweile bekannt unter Hochsensitivität oder Hochsensibilität hat oftmals mit Hochbegabung zu tun ^^
Sehr schöner Post!
Liebe Grüße,
Tanja
Das mit dem zu viel fühlen kenne ich auch. Ich kann es jedoch mittlerweile ziemlich gut deuten (ich weiß deuten passt nicht. Aber welches wort sonst?) kann was gemeint ist.
tolle worte!
Mein Freund arbeitet auch im Altersheim.
Schau doch auch mal bei meinem Blog vorbei. :)
https://wordsbyhannii.wordpress.com/
Finde das so schön zum lesen.. Besonders weil ich mich fast 100%ig in dem Test wiederfinde. Habe damit auch echt total zu kämpfen, dass ich so extrem sensibel bin.. Oft weis ich nicht wie ich damit umgehen soll, besonders weil es keiner versteht und ich mich ja nur “anstelle”
Wir haben nun halb 5 Uhr morgens und ich sitze hier, höre Thirteen Thirty-Five auf Dauerschleife und lese dein Alltagsgeschwafel. Also nicht nur diesen Post, sondern auch die davor.
Ehrlich gesagt habe ich immer mal wieder deine Fotos angesehen, weil ich dir auf Facebook, YouTube und Instagram folge. Aber deine Mode-Blogposts – shame on me – lese ich eigentlich nie im Detail.
So richtig aufmerksam auf dich bin ich erst durch dein Alltagsgeschwafel geworden. Gerade “Wipe your mouth” mussten schon so viele Freunde von mir lesen, weil ich sie damit genervt habe.
Aber was ich dir eigentlich sagen wollte: ich bin sowas von wahnsinnig begeistert von deinem Geschreibe! Dein Schreibstil ist einfach so schön ungeschminkt, ehrlich, außergewöhnlich und poetisch. So etwas zu lesen in Zeiten von schnellen Tweets und kurzen Facebook-Posts tut der Seele wirklich gut.
Zudem sind wir uns – zumindest was ich aus den Texten herauslesen kann – unheimlich ähnlich. Deshalb spricht mich dein Geschreibe noch umso mehr an.
Du zeigst deine Schwächen, machst dich nackig um anderen Kraft und Hoffnung zugeben. Und das wiederum ist nicht nur gut fürs Karma, sondern bewundernswert.
Naja – genug Schwärmerei!
Danke, dass du uns zeigst, dass wir nicht alleine mit unseren Gedanken sind.
Und danke für deine wundervolle und sympathische Art!
Liebe Grüße vom anderen Ende des Bildschirms.
Weiter so!
Hallo Angela,
ich dachte oft ich sei mit diesem zerfühlen und zerdenken alleine. Bei mir im Umfeld ist wohl keiner so schlimm wie ich.
Vorgestern hat meine Mum einen toten Fuchs hinter der Terasse gefunden, ihm fehlte der Schwanz… wurde vermutlich von einem Auto erwischt.
Ich kann dir nicht beschreiben wie sehr mein Herz zersprungen ist und es zerspringt so oft in tausend Teile weil ich so oft leide für andere… für Dinge die mit mir nichts zu tun haben. Und es ist soooo schwer, am liebsten würde ich davon laufen aber ich kann ja nicht vor meinen Gefühlen davon laufen…
Aber das hier tröstet mich immer ein wenig, denn mein Herz zerspringt nicht nur bei schlimmen Dingen, sondern auch bei schönen:
“If you’re really listening, if you’re awake to the poignant beauty of the world, your heart breaks regularly. In fact, your heart is made to break; its purpose is to burst open again and again so that it can hold evermore wonders.”
– Andrew Harvey
[…] The3rdvoice: Ich fühle zu viel Eigentlich könnte ich jeden Sonntagspost von Angela nehmen, denn ich liebe sie alle. Neuerdings liest sie sie auch manchmal vor – eine richtig gute Idee wie ich finde! In dem hier geht es darum, dass ein Tränenausbruch ab und an einen nicht gleich zur Heulsuse macht und dass man ruhig viel fühlen darf – auch wenn es manchmal mehr weh tut. […]
I love Banks!! I saw her this summer at Roskilde festival and she was fantastic.
Danika Maia
http://www.danikamaia.com
[…] “Ich fühle zu viel” Angela ist – genau wie ich – nicht nur sehr nah am Wasser gebaut sondern eine […]
Ein sehr Interessanter Beitrag. Ich schätze mich selbst als HSP ein. Allerdings finde ich mich in deinem Text nur in geringen Passagen wieder. Ich weine weder bei Lassie noch bei Kritik. Des Weiteren würde ich niemals behaupten auf der falschen Ebene zu empfangen. Viel eher auf mehreren.
Der Umgang mit Hochsensibilität, kann allerdings besonders am Anfang, kurz nach der eigenen Entdeckung, Wahrnehmung und Bewusstwerdung, sehr anstrengend sein. Die Schaffung von Distanz sowie die Abgrenzung, sowie das Verstehen der vielen Ebenen, kann einen den letzten Nerv rauben.
Aus diesem Grund, habe ich zum Austausch eine offene und nette Facebookgruppe für Hochsensible und Interessierte gegründet. Verständnis, Erfahrung und Austausch machen vieles einfacher und verständnisvoller. Vielleicht wäre die Gruppe auch etwas für dich bzw. für einige meiner Vorrederinnen. https://www.facebook.com/groups/750501311712284/
Es freut mich zu lesen, dass du auch die positiven Aspekte der Empathie zu schätzen weist. Vielmals wird dies übersehen und abgetan, dabei macht genau dies eine hochsensibler Ader aus.
Liebste Grüße
Unglaublich toll geschrieben.
Ich kann mich wahnsinnig gut in deine Situation hineinversetzten und kann jedes geschriebene Wort total nachvollziehen. Ich bewundere deine Mut, dass du uns das mitteilen lässt.
Außerdem möchte ich dir noch schreiben, dass du ein sehr inspirierender Mensch bist ♡
Melina
Strong&dedicated
total schön geschrieben dein text :)
http://annazuerker.blogspot.com
[…] ich fühle, dann fühle ich zu viel. Ich bin nicht traurig, ich bin am Boden zerstört. Ich bin nicht verliebt, ich schwebe Kilometer […]
[…] ich fühle, dann fühle ich zu viel. Ich bin nicht traurig, ich bin am Boden zerstört. Ich bin nicht verliebt, ich schwebe […]
Der Post hier berührt mich wirklich, vorallem, weil ich in vielen Punkten das Gefühl habe, ihr werde quasi ich beschrieben.
Ich reagiere unglaublich sensibel auf Kritik, nehme sofort alles komlett ernst und mache mir noch Wochen danach Gedanken darüber, warum man mir sowas gesagt hat, was das bedeutet und ob ich deswegen weniger gemocht werde.
Ich fange an zu weinen, weil ich mir vorstelle (ohne dass ich es will), wie es ohne meine Familie wäre, wenn mich mein Freund verlassen würde, wenn mir dasselbe schlimme Schicksal passiert, wie vielen anderen Menschen, die Opfer von Grausamkeiten wurden.
Ich überlege, wie ich mich ändern könnte, damit ich mehr gemocht werde. Wieso ich so selten Komplimente bekomme. Was ich anzehen muss, damit man mich für schön hält. Wie meine Haare liegen, wie meine Schminke aussieht. Wie ich gehe. Wie ich lache. Was ich von mir gebe.
Es ist ein ständiger Teufelskreis aus dem man nur schwer rauskommt.
Ich kann dich da nur sehr gut verstehen, wie du dich immer gefühlt hast.
In Liebe,
Julia :)
von http://nichtganzwolkenlos.blogspot.de/