Ich war damals junge sechzehn, in der 11. Klasse an der Fachoberschule für Sozialwesen und steckte mitten in der Praktikumsphase. Ich war bestimmt schon seit sechs Wochen im Altenheim. Morgens gabs Kaffe, mittags rannte ich von Zimmer zu Zimmer und sorgte mich um die Bewohner die selber nicht mehr essen konnten, machte Besorgungen, ging spazieren oder sang alte Volkslieder.
Mit Frau N. rauchte ich jeden Tag heimlich im Zimmer eine Zigarette – nicht weil ich es gebraucht hätte, aber irgendwie machte es sie glücklich nicht allein qualmen zu müssen.
Frau H. erzähle ich Tag für Tag die gleichen lustigen Geschichten und jeden Tag lachte sie erneut genauso herzlich darüber wie am Tag zuvor. Es war eben jeden Tag wieder neu für sie.
Herr B. war einer der wenigen, der noch feste Nahrung zu sich nehmen konnte, dafür aber leider nicht mehr in der Lage war zu sprechen – und weil ich von den Schwestern nichts über seine Vergangenheit erfahren konnte begann ich irgendwann einfach zu singen wären ich seinen Toast schnitt und dafür sorgte, dass er diesen aufaß. Er wippte stets mit dem rechten Fuß im Takt.
Am meisten sorgen aber bereitete mir damals eine andere alte Dame. Sie war bereits seit mehreren Jahren hier und weder in der Lage zu sprechen, essen noch sich anderweitig zu bewegen. Ihre Beine und Arme waren dünn und verkümmert, kein einziger Muskel war mehr zu erkennen. Selbst den Mund öffnen fiel ihr schwer. Ihr Zimmer war kalt und leer, kaum Bilder an den Wänden, keine Blumen, keine Geschenke. Am Fuße ihres Bettes flackerte der Fernseher den ganzen Tag, manchmal lauter, manchmal leise, ob sie irgendwas verstehen konnte wusste ich nicht. Jeden mittag kam ich zu ihr und gab ihr Essen ein, Löffel für Löffel ein püriertes Mittagsmahl. Ich nahm mir meistens heimlich einen eigenen Löffel mit um vorher zu probieren und gegebenenfalls etwas nachzuwürzen. Mann, schmeckte das scheußlich.
Erst nach einer gewissen zeit traute ich mich mit ihr zu sprechen – oder sagen wir ZU ihr zu sprechen. Ich schimpfte über das Essen und entschuldigte mich für den Geschmack, gab sinnlose Kommentare zur Punkt 12 Sendung ab und versuchte verzweifelt eine Reaktion auf ihrem Gesicht zu erkennen. Ich wusste nie, wie viele Praktikanten und Zivis sie schon miterlebt hatte und ob sie irgendjemand überhaupt mal so zuquatschte wie ich, ob sie es genoss oder ob sie zu Tode genervt war. Oder ob sie überhaupt etwas von all dem mitbekam.
Ich hasste es, wie die Schwestern mit ihr umgingen. Wie sie sie grob anpackten. Die alte Dame brachte nur ein schmerzvolles grunzen hervor wenn sie gewaschen wurde während ihre versteinerten Gelenke mit Gewalt nach rechts, links, oben und unten gedreht wurden. Diese Frau wurde behandelt als hätte sie kein Schamgefühl, da stand beim waschen die Tür offen und die Schwester rubbelte mit einem Waschlappen lieblos ihren knochigen Körper ab. Beschweren konnte sie sich ja nicht.
Ab und zu brachte mich das zum weinen. Die ersten Tage im Altenheim verbrachte ich täglich auf der Schwesterntoilette um mir mal kurz alles von der Seele zu flennen. Mit der zeit aber entwickelte sich diese Trauer eher zu Wut und dem immer größer werdenden Willen irgendetwas zu finden was dieser Frau Gott verdammt noch mal Freude bereiten konnte.
Und letztendlich wurde ich dafür belohnt.
Einmal in ca. zwei Monaten kamen ihre Söhne vorbei, setzten sich für eine Stunde zu ihr und verschwanden ebenso schnell wieder wie sie gekommen waren. Was ich aber hören konnte war der kärtner Dialekt – den höre ich dank meiner Mama überall heraus.
Am nächsten Tag also, als es wieder pampige Plörre mit pampigem Orangensaft gab fing ich an von meiner Familie zu erzählen: “Meine Mutter ist in Klagenfurt geboren, wissen sie. Eine sehr schöne Stadt, ich bin eigentlich jedes Jahr dort.” Ich hatte den Satz kaum beendet als sie ihren Kopf langsam zu mir drehte und mir zum aller ersten mal direkt in die Augen sah. Klagenfurt! Das war also die Nadel im Heuhaufen. Mann, wie ich innerlich zu jubeln begann. Sie lag da und sah mich mir ihren großen, neugierigen Augen einfach nur an – und obwohl sich ihre Mundwinkel keinen Millimeter bewegten wusste ich, dass sie sich freute. Ich erzähle, was es so neues gab, wie schön es das letzte mal am Wörthersee doch war und wie sie nun eine neue Unterführung in Annabichl gebaut hatten.
Und sie sah mich an. Die ganze Zeit.
Von diesem Tag an sah sie mich immer an. Sobald ich die Tür öffnete und “guten Morgen” rief drehte sie den Kopf zu mir. Nur zu mir.
Die ganzen Monate in denen ich dort arbeitete habe ich niemals gesehen dass sie jemand anderem in die Augen sah.
Eines morgens, als ich mal wieder ohne anzuklopfen ins Zimmer stürmte blieb ich inmitten dieses kleinen kahlen Raumes stehen. Ich sah mich um, machte kehrt, rannte in die Schwesterntoilette und setzte mich abermals auf die kalten fliesen um zu weinen. Der Fernseher war nicht an gewesen, das Bett leer und frisch bezogen. Nach den vielen Wochen hier wusste ich natürlich was das bedeutete.
Ich hatte die alte Lady sehr lieb gewonnen, obwohl sie niemals ein Wort mit mir wechselte, obwohl alles was ich von ihr bekam dieser eine besondere Blick war.
Große, glasige blaue Augen umringt von unzähligen Fältchen die alle gemeinsam nur für mich lachten.
think of all the stories that we could have told.
Dieser Blog hier soll so weit wie möglich unabhängig von Marken,Sponsored Posts und Affiliate-Links sein.Deshalb gibt es diesen Button hier – damit ich weiterhin meine Zeit in Posts wie diese investieren kann. Mehr dazu erfährst du hier!
einfach nur LIEBE!
Der Text. Das Bild. Alles. *_____*
Einfach nur wunderschön!
Kannst du eventuell ein Tutorial für das Bild machen?
WOW! Das ist ja wirklich so ein wundervoller text! :)
Wow toller Text!:)
das Bild ist wunderschön :)
lg
mein blog
Ps: Hast du vlt Lust an einer “Zeig mir dein schönstes Outfit”-Aktion mitzumachen, mehr dazu auf meinem BLog :* Ich würde mich sehr darüber freun ;)
oh ich hab ein bisschen Pipi in den Augen, wunderbar geschrieben. Erinnert mich ein bisschen an 7 Leben mit Szene im Altenheim. Du bist ein guter Mensch :)
Du hast mich zum weinen gebracht mit diesen Worten!
Ich möcht sowas viel öfter wieder auf deinem Blog sehen.
Mir zerreißt es sowieso das Herz, an den Gedanken dadranne wie
die älteren Menschen in Pflegeheimen behandelt werden. Wie der letzte
Dreck! Ich hoffe es gibt noch mehr so viele liebevolle und herzliche
Menschen wie dich, die in diesem Beruf ein Praktikum machen oder sogar
arbeiten.
wenn ich wüsste, dass dieser beruf zukunft hätte oder ich zumindest irgendwann mal eine familie ernähren könnte wäre ich jetzt altenpflegerin.
mir kommen grade auch die Tränen!
Wundervoller Text, du bist wirklich eine sehr liebevolle Person :)
<3 Ich freue mich für jeden Menschen, der in der Lage ist, aus solchen Sitautionen des Lebens so viel zu ziehen und auch für sich mitzunehmen. Wer das kann, wird sein Leben lang reich sein.
Jetzt sitz ich hier, mit diesem blöden Pudding in der Hand und flenne.
Mir tun die Menschen in Pflegeheimen so leid und ich glaube das Sozialwesen allgemein ist mit den falschen Personen besetzt. Auch in Krankenhäusern wird man nicht gut behandelt. Das musste meine Oma schon oft feststellen. Oder man verliert einfach ab einem gewissen Alter seine Autorität. Ich finde das furchtbar schlimm. :(
ich glaube einfach, dass man mit der zeit abhärtet. und vielleicht muss man das auch ein bisschen. wenn man alles über jahre hinweg zu sehr an sich ranlässt bricht man doch zwangsläufig zusammen – aber eine mauer um sich zu bauen ist natürlich auch nicht das richtige. praktikanten und vor allem zivis finde ich so, so wichtig deswegen.
mein mitpraktikant war damals ein ganz fürchterlicher prolet, aber sobald er das altenheim betreten hat war er everybody’s darling, eben wegen seiner lockeren art mit den menschen dort umzugehen.
Hi du, richtig guter Text..den ich sowas von nachempfinden kann und ich freue mich dass es doch noch Menschen gibt, die so sind, wie du es eben bist.
Ich bin Krankenschwester und kenne diesen Alltag und kann dies alles so gut nachempfinden.
Auch deine Trauer, die sich in Wut umwandelt..wichtig ist, sich selbst nicht dabei zu verlieren.
Es freut mich, dass du ein Zugang zu dieser Dame gefunden hast und du ihr noch eine schöne Zeit gegeben hast.
Ich denke so wie du es beschrieben hast, ist sie dann doch noch mit einem innerlichen Lächeln friedlich gestorben.
Sie dankte dir sicher sehr.
Das Bild ist wunderschön, hast du es gezeichnet?
Danke für diesen schönen Eintrag.
Hab ein schönen Tag.
LG Natascha
oh, was für liebe worte, danke dir!
das bild ist eigentlich ein foto, der rest ist photoshop, ähnlich gemacht wie bei meinem header.
Erinnert mich an meine “Adoptiv”-Oma. Die Oma meines Ex, mit der ich mich Prima verstehe.
Die ist 85, das blühende Leben und hat es manchmal nicht einfach.
In ihrer Familie gibt es keine Schwäche.
Manchmal sitzen wir zusammen, trinken Tee und essen alte Kekse. Dann beginnt sie von ihrem Mann zu erzählen, der vor 8 Jahren verstorben ist.
Dann beginnt sie zu weinen. Es ist so unendlich traurig.
Aber ich bin froh, das sie es erzählt.
Reden hilft.
Der Text hat mich gerade zum Weinen gebracht. Es ist toll, dass du der Frau zumindest noch ein paar letzte, schöne Momente geben konntest.
oh gott… na immerhin konnte sie mit sich vllt abschließen indem sie hörte was es so neues gab. du hast ihr wahrscheinlich die letzten paar tage so schön gemacht wie du es nur konntest.
meine schwester hat mal eine ausbildung als physiotherapeutin begonnen und mit den älteren leuten im pflegeheim sport gemacht. ein älterer herr im rollstuhl hatte sich in die windeln gemacht und meine schwester fuhr mit ihm zu den pflegerinnen und sagte denen bescheid. was meinten die nur so:” machen sie erstmal mit ihm den sport.” meine schwester sah sie entsetzt an:”ich soll jetzt mit ihm eine stunde sport machen?!” pflegerin:”ja danach können wir ihn ja immer noch die windeln wechseln. bis dahin hat er bestimmt nochmal in die hosen gemacht.” das war zu viel. meine schwester rastete aus”sie haben doch wohl ne macke. der mann bekommt noch n wunden arsch nur weil sie zu faul sind die windeln jetzt zu wechseln. dann können sie halt keine raucherpause machen!!! wollen sie so behandelt werden wenn sie alt sind?! sie sollten sich in grund und boden schämen und sich ein anderen beruf aussuchen. ich werd sie auf jedenfall melden! und jetzt sagen sie mir wo das zimmer von dem mann ist und dann mach ich das alleine!!” und sie tat es auch.
da bezahlt man unmengen an pflegeheime und dann müssen unsere vorfahren sich so erniedrigend behandeln lassen. das ist wirklich sehr traurig
toll beschrieben <3
wunder wunder wunder schön! Alles!
Wundervoll!
Wow, ein wunderschöner Text..
Jetzt kullerten doch tatsächlich ein paar Tränen.
Den Moment, als du es geschafft hattest, endlich einen Draht zu der Dame zu finden, hast du wundervoll beschrieben. Ich arbeite mit Menschen die eine psychische Störung haben und es ist einfach großartig, wenn man nach langem Ringen eine Beziehung aufgebaut hat.
Anyway, das Sozialwesen oder vielleicht auch das Gesundheitswesen wird mein Arbeitsplatz werden. Mein Traum, aber dein Text hat mich dran erinnert, dass es auch ganz schnell ein Albtraum werden kann.
Der Text ist ja so… wow. ich weiß überhaupt nicht was ich sagen soll. Das mit der offenen Tür und wie du das alles beschrieben hast macht mich komplett sprachlos.
Marie.
was für eine schöne geschichte und wie schön du sie erzählst! :)
Beeindruckende Geschichte& beeindruckend wie du sie erzählst. der Text macht einen sprachlos. Respekt.
du kannst sehr schön schreiben und ich bewundere dich dafür, dass du eine geschichte – die dir ja offensichtlich so nahe geht- mit der ganzen internet-welt teilst
respekt <3
Du hast mich gerade zu Tränen gerührt.
Mich hast du zum weinen gebracht.
toller text. hab selbst tränen in den augen.
Schön, dass du den Beitrag geschrieben hast! Es gibt einfach zu viele alte Menschen die so in Heimen leben und leiden müssen! Ich bin Altenpflegerin und hab so was als Praktikantin auch gesehen. Da kann man sich für seinen Beruf nur schämen!!!
Aber es geht auch anders, sonst würde ich nicht in meinem Beruf arbeiten. Ich bin dankbar dafür in einem Heim zu arbeiten in dem es so was nicht gibt. Bei uns bestimmen unsere “Leute” wie sie ihren Lebensabend und ihren Alltag verbringen wollen und nicht wir Pflegekräfte.
“Satt-Sauber-Fließband-Pflege” gibt es bei uns nicht, bei uns wird jeder individuell so betreut wie er es möchte. Und wir sind nicht mehr Personal wie in anderen Heimen und haben auch nicht mehr Zeit oder sind teurer und es geht trotzdem (In einem starken Team und mit einer tollen Cheffin, die nicht nur ihr Budget im Kopf hat).
Wir müssen dafür viel opfern, bekommen wenig Anerkennung für das was wir tun und verdienen auch nicht genug um unsere Familien zu ernähren ;-), aber genau solche Moment wie du ihn beschrieben hast machen den Alltag lebenswert.
Für unsere “Leute” und für uns!
wie schön sowas zu hören! natürlich gibt es auch tolle pfleger, auf meiner station war das nur leider sehr selten zu sehen.
Schön, dass die Frau dich als Praktikantin da hatte :)
Richtig schöner Text <3
Die Geschichte ist wunderwunderschön und sehr berührend !
Diese Situationen gibt es in jeder Lebenslage, ich arbeite in einer Bank und hatte einmal einen Kunden der 98 Jahre alt war. Der Herr kam jeden Tag allein in die Zweigstelle und hat seine Bankangelegenheiten alle noch selbst regeln können. Klar hat er immer sehr lange gebraucht und war auch etwas schwer von Begriff, aber was erwartet man von einem Herren der so viele Lebensjahre auf dem Buckel hat. An einem Tag war dann seine Tochter dabei (selbst schon deutlich über 60) sie stand daneben und hat die ganze Zeit nur geflucht und geschumpfen. Auf einmal sagt die Frau zu mir “Wird Zeit das er endlich stirbt” direkt neben ihrem Vater. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt. Wie kann man so etwas sagen, man solle doch mal froh sein das jemand in dem Alter noch so fit und gesund ist. Wirklich schrecklich wie rücksichtslos und gefühllos manche Menschen sein können. Ich versuche jeden Tag den vielen Rentnern die mich bei der Arbeit besuchen so höflich und nett entgegen zu kommen wie ich nur kann. Immerhin will ich doch auch nicht das jemand so zu mir ist wenn ich alt bin.
Toller Text und wirklich traurige Tatsachen.
Liebe Grüße Annika
Hi Angela,
wie ich sehe, hast du dir vorgenommen wieder mehr Texte zu schreiben, weil du ja gestern via BlogTV gemeint hast, dass es zu kurz käme, nachdem ich gesagt habe, dass ich diesen Mix an Text und Foto liebe. Ich muss ehrlich zugeben, nachdem ich diesen Text gelesen habe, muss ich dir Recht geben. Die Texte kamen zu kurz, aber genau wegen solchen Texten verfolge ich deinen Blog seit Anfang an. Er ist so rührend, lebendig, gefühlsvoll geschrieben. Auch die Geschichte selbst ist total melancholisch. Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, gerade weil dieses Thema wirklich zu selten angesprochen wird. Und außerdem bewundere ich, dass du dort ein Praktkium gemacht hast, denn ich kann nachvollziehen wie sowas auf die Psyche gehen kann. Alte Menschen sind wundervoll und weise und man sollte den Respekt an diese niemals verlieren. Es tut mir einfach nur furchtbar leid, wie sie behandelt werden. Ich denke, ich werde auch ein PRaktikum im Altenheim praktizieren und versuchen auch ihnen, so wie du es getan hast, für eine kurze Zeit, etwas Gutes zu tun.
Chloé
oh du warst das! ja danke dafür, genau deshalb hab ich mich hingesetzt und geschrieben gestern noch :)
ich bin beeindruckt!
Ich habe auch ein Praktikum im Altenheim gemacht und studiere Soziale Arbeit und kann mir auch vorstellen später einmal mit alten Menschen zu arbeiten. Ich finde es handelt sich um eine unfassbar harte, aber auch herzliche Arbeit! :)
Dass die Schwestern so gehandelt haben, finde ich schon hart, zumindest hätten sie das Schamgefühl und die Privatssphäre der alten Dame nicht so ausnutzen dürfen! Dass die Schwestern unter enormen Zeitdruck stehen und der Pflegeaufwand groß ist, sollte man nicht vergessen. Das rechtfertigt leider trotzdem nicht alles..
Ich habe gerade richtig Gänsehaut und Tränen in den Augen während ich dir hier schreibe. Deine Geschichte hat mich so sehr berührt… Ich bin so glücklich, dass du ihr die letzte Zeit wenigstens etwas angenehmer gemacht hast, aber umso trauriger und wütender bin ich, wie in Altersheimen oft die alten Menschen behandelt werden. Ich kann ja verstehen, dass das ein harter Job ist und man sich irgendwie irgendwann eine Art Schutzmantel um sich auf baut und nicht mehr alles an sich heran lässt. Und auch, dass es gewiss keinen Spaß macht jeden Tag diese Arbeit zu verrichten.. ABER TROTZDEM! Trotzdem kann man freundlich bleiben! Trotzdem kann man respektvoll mit ihnen umgehen und die Tür beim Waschen schließen!
Eine Freundin von mir macht diesen Job auch. Sie will Physiotherapeutin werden, arbeitet aber während ihrer Ausbildung auch im Altersheim und hilft dort den Menschen. Sie erzählt mir manchmal von ihrer Arbeit. Sie ist ein sehr einfühlsamer Mensch und ich bin glücklich, dass sie so einen Job macht. Dass so ein Mensch wie sie das macht.
Ich glaub, ich hätte auch jeden Tag dort auf Klo geheult. Auch jetzt mit 23. Ich glaub, ich werde immer so sein. Es tut einen einfach so leid.. Ich möchte nicht so ein Ende haben und in einem kalten Zimmer verbringen. Wenn ich die alte Dame gewesen wäre, hätte ich mich riesig über deine Besuche gefreut und ich hätte es nie langweilig gefunden, was du erzählst. Ich hätte mich auch über frische Blumen gefreut, aber ich weiß jetzt nicht, welch strenge Richtlinien die dort haben… was man mitbringen darf und was nicht..
Danke für deine Geschichte… Und danke, dass Du so ein toller Mensch bist :)
Sowas ist einfach nur ergreifend! Nie lese ich mir gerne irgendwelche Texte durch, auch diesen wollte ich übersehen… Nur gut, dass ich es nicht getan habe, denn ich hätte wirklich etwas verpasst! Respekt an dich! Wirklich.
ganz schön traurig aber auch gleichzeitig iwie ganz schön, sehr bewegend.. ich finds erlich gesagt zml cool in dieser oberflächlichen Welt mal sowas persönliches zu hören! :)
Ich hab Pipi in den Augen ;__;
Das ist so schön <3
Meine Mama ist auch Altenpflegerin, aber nicht in einem Altenheim, sie macht Hausbesuche. Und dann gibt es noch den Unterschied zwischen examinierten und nicht-examinierten Altenspflegerinnen. Bzw. Altpflegerin und Altenpflegehelferin. Und als examinierte (ausgebildete) kann man sehr wohl eine Familie ernähren! Man verdient deutlich mehr und vor allem in der Nachtschicht verdient man auch mehr als tagsüber.
Wirklich beeindruckend von dir wie du deine Erinnerung in Worte gefasst hast. Auch die Ehrlichkeit über deine Gefühle zu schreiben, finde ich toll! Ich finde die Atmosphäre in Altenheimen allgemein schrecklich. Wir waren früher oft mit der Schule dort und haben gesungen oder was vorgespielt, das sind eigentlich schöne Erinnerungen…Allerdings kann ich natürlich auch die Pfleger verstehen, die den Tot jeden Tag vor Augen haben und dadurch vielleicht auch eine Barriere aufbauen, die dann diese Gefühllosigkeit mitbringt. Wie du schon sagtest, wenn der Mensch stirbt mit dem man sich so toll verstanden hat, und dies dann alle paar Monate passiert…Naja, das Thema ist schwierig und ich finds toll wie du damit umgegangen bist/umgehst (:
Liebste Grüße Mari.
von marguerites armoire
Facebook
genau so ist es. ich glaube, je länger man in diesem beruf arbeitet desto abgebrühter wird man – leider :/
meine praktikumsphasen waren damals immer 3 wochen lang. also 3 wochen schule, 3 wochen praktikum. und jedes mal wenn ich wiedergekommen bin war die erste frage “…ist jemand verstorben?” und dann wurden namen aufgezählt. aber so ist es leider.
Sehr schönes Bild mit viel Tiefgang! Dein Text ist wundervoll geschrieben, ich musste tatsächlich weinen. Vielen Dank für deine Worte im Post, sie sind schmerzlich, machen aber lebendig!
Zuerst einmal: Du kannst wunderbar schreiben.
..ein bisschen weinen musste ich auch. Die Beschreibung der älteren Dame erinnert mich total an den Zustand meiner Oma in ihren letzten Wochen..
Jetzt wünschte ich, sie würde mich noch einmal so ansehen.
ich hab jetzt schon auch ein wenig pipi in den augen. und ich musste auch an den film “7 leben” denken. und einen kurzen augenblick warst du will smith, wie er die alte dame gepackt und aus dem zimmer getragen hat. ich zieh echt den hut vor dir!
weißt du, ich glaube, dass bei menschen die schwer krank sind, ein wunder oder etwas, was sie tief bewegt, zu heilung führen kann!
wahrscheinlich ist es bei alten menschen ganz ähnlich. egal wie “weit weg” sie uns erscheinen, ich denke, dass sie dennoch spüren, wenn es zeit ist zu gehen! und ein wunder macht es ihnen sicher leichter, sich zu verabschieden. wahrscheinlich warst du ihres!
wow, das ist echt eine bewegende geschichte. ich finde es schön, dass du dich so für die alte frau eingesetzt hast und ihr noch einen grund zur freude gegeben hast :)
Ich mache derzeit auch ein Praktikum im Senioren- und Pflegeheim. Da ich in der Betreuung tätig bin reiche ich auch essen an und bekomme nicht so viel von der Pflege mit. Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich die Pfleger schon verstehen (wenn auch nicht gutheißen!). Sie waschen jeden Tag so viele Leute, einige von ihnen sind richtig grantig, rüpelhaft und richtig unangenehm. Da stumpft man ab und macht vielleicht auch einfach schnell, auch bei denen, wo es anders ginge. Altenpfleger ist mit Sicherheit einer der schwierigsten Berufe was die Emotionalität angeht und ich habe einen enromen Respekt vor diesen Leuten.
Wie gesagt, ich bin in der Betreuung, heißt, ich kann mir auch einfach die Zeit nehmen, zu gucken, womit ich einen Bewohner glücklich machen kann, die Pfleger haben diese Zeit nicht. Da warten noch min. fünf weitere Bewohner auf die Wäsche und dann sind da noch Eintragungen zu erledigen, und und und.
Generell ist es meiner Meinung nach aber so, dass oftmals der Respekt und die Herzlichkeit auf der Strecke bleibt.
Ani
Gänsehaut mit Tränen im Gesicht!
muss heulen.
Wundervoll geschrieben und trotzdem so traurig…
Gänsehaut. Man muss sich nur die Zeit für Menschen nehmen und ich glaube, du hast ihr noch sehr viel Freude bereitet!
Oh sehr schöner Text :(
Ich arbeite in einem Wohnheim für körperlich und geistig behinderte Erwachsene – das ist zwar schon etwas anderes als ein Seniorenwohnheim, aber im Großen und Ganzen kann ich sehr gut nachfühlen was du meinst.
Sowas ist wahnsinnig berührend und ergreifend..
lg Caro
eine wundervolle, herzzerreißende Geschichte. ich fände es schön, wenn es mehr Leute wie du geben würde, die sich solche gedanken, um ihre mitmenschen machen.
liebst, ally
Ich finde die Behandlung in Krankenhäusern, Altersheimen oder sonstigen Einrichtungen meist auch inakzeptabel. Wo bleibt da bitte die Gleichberechtigung, wenn jemand dich behandeln darf, wie es ihm beliebt. Klar ist das ein harter Job, aber das gibt noch keinem das Recht so mit Patienten umzuspringen. Ich finde es schön, dass du dich so liebevoll um sie gekümmert hast :))
Ich arbeite momentan nebenher und vor meiner anstehenden Studiumszeit (btw in einer komplett anderen Richtung) in der privaten Altenpflege/Demenzbetreuung. Es ist harte und keine einfache Arbeit und eine meiner Patientinnen wohnt auch in einem Altenheim. Der einzige Besuch, den diese Dame bekommt, bin ich. Zweimal in der Woche. Ich würde gerne mehr machen, aber ich habe meine festen Zeiten, bringe ihr aber immer außerplanmäßig Eis mit und versuche, mit ihr auch mal vor die Tür zu kommen. Wie sie von den Pflegern behandelt wird ist schrecklich, aber verständlich. Ständig vollkommen unterbezahlt und unter Zeitdruck einen Haufen Menschen zu versorgen und dabei auf jeden einzeln einzugehen ist einfach unmöglich, vor allem nach langer Zeit der Abhärtung.
Auch bei meinen andern Patientinnen kommen mir da oft die Tränen – die eine erkennt ihren eigenen Sohn nicht mehr, die andere wünscht sich aus Schmerz und Einsamkeit nichts mehr, als endlich zu sterben. Trotzdem mache ich den Job gern, auch wegen solcher von dir beschriebenen positiven Reaktionen und Ereignissen. Sei es nur eine kleine Bemerkung, dass man sich freut, einen zu sehen oder dass die Dame einmal einem zuliebe am Glas Wasser nippt.
Danke für diesen Text.
ich danke DIR für diese antwort!
Vielleicht sollte es mir peinlich sein, vor dem laptop zu weinen, von einer Geschichte so berührt zu sein.
Meine Oma lebte auch 2 Jahre in einem Altenheim und als ich sie so oft beuschte, wie es nur ging, bekam ich natürlich auch mit, wie es dort zuging. …Wohl nicht anders, wie in dem Altenheim, von dem du sprichst. Mir kamen oft die Tränen dabei, sowas geht mir immer recht nah…alle Menschen dort in dem großen Raum zu sehen (zumindest die, die noch hingehen können) und einfach nur zu warten. sie sprachen selten ein wort miteinader. es war einfach nur ein wartesaal.
eine schöne aber auch traurige geschichte … du hast ihre letzten tage noch bereichert.
sehr schöne Geschichte und super Illu! :-D
ahhh ich habe gerade die mega heftigste Gänsehaut :(
Aber sehr schön erzählt..
Freue mich auf heute Abend bis später,
Luisa
Oh man, dass ist echt traurig /:
DONTASKME – Thao
Wirklich gut erzählt. Die Beschreibung der Frau erinnert mich an meine Oma, die einen Schlaganfall hatte und sich danach auch nicht mehr bewegen konnte. Für 4 Jahre ans Bett gefesselt. Ich stelle es mir unglaublich schwierig vor und finde es umso schöner, dass du der Frau eine Freude machen konntest. Bestimmt ging es ihr sehr, sehr schlecht und du hast ihr Hoffnung gegeben!
Ich hab mich gerade durch deinen Blog geklickt, der wirklich wirklich toll ist. Ich bin heute zum ersten Mal hier. Aber dieser Beitrag von dir toppt alles. Er hat mir die Tränen in die Augen getrieben und mir eine Gänsehaut verpasst, weil er so unglaublich einfühlsam verfasst ist. Ich weiß gar nicht, was ich dazu soll. Diese Situation gibt es leider überall, in vielen vielen Pflegeheimen und die Angestellten können nicht mal unbedingt was dafür…es mangelt ihnen bestimmt nicht an Empathie oder sonstigen sonst würden sie diesen Beruf nicht ausüben. Vielmehr sind sie sicher frustriert, vom Symstem, von dem wenigen Gehalt und der schlechten Personalsituation…abgestumpft vielleicht. Auch wenn das nicht solchen Umgang mit Menschen entschuldigt.
Ein unglaublich wahrer, trauriger Beitrag, der aber auch zeigt, was man mit ein wenig Aufmerksamkeit erreichen kann. Sei stolz auf dich, dass du dieses Praktikum absolviert hast, was du erreicht hast, was du den Menschen gegeben hast.
Liebe Grüße
Nadin
Ich hab mich gerade durch deinen Blog geklickt, der wirklich wirklich toll ist. Ich bin heute zum ersten Mal hier. Aber dieser Beitrag von dir toppt alles. Er hat mir die Tränen in die Augen getrieben und mir eine Gänsehaut verpasst, weil er so unglaublich einfühlsam verfasst ist. Ich weiß gar nicht, was ich dazu soll. Diese Situation gibt es leider überall, in vielen vielen Pflegeheimen und die Angestellten können nicht mal unbedingt was dafür…es mangelt ihnen bestimmt nicht an Empathie oder sonstigen sonst würden sie diesen Beruf nicht ausüben. Vielmehr sind sie sicher frustriert, vom Symstem, von dem wenigen Gehalt und der schlechten Personalsituation…abgestumpft vielleicht. Auch wenn das nicht solchen Umgang mit Menschen entschuldigt.
Ein unglaublich wahrer, trauriger Beitrag, der aber auch zeigt, was man mit ein wenig Aufmerksamkeit erreichen kann. Sei stolz auf dich, dass du dieses Praktikum absolviert hast, was du erreicht hast, was du den Menschen gegeben hast.
Liebe Grüße
Nadin
WOW! einfach nur wow…Ich habe grade Rotz und Wasser geheult. Es hat mich so berührt…oh man…ich muss immernoch weinen.
Krass…
Jasmin
Oh Gott mir laufen grad richtig die Tränen runter