Ganz oben auf dieser Seite steht ein Satz, dem ich bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe auf diesem Blog. Dabei ist dieser kurze Satz über die letzten Jahre zu meinem Antrieb, meiner Lebenseinstellung, meinem eigenen kleinen Mantra geworden. Wann immer ich mich dabei erwische, wie ich mal wieder in meinem Kopf herumwühle, halte ich ihn mir vor Augen:

 

Get out of your head and into your heart.

 

Wisst ihr, es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum wir uns ständig in Gedanken verlieren und lieber auf den Kopf anstatt auf’s Herz hören. Das Gehirn ist nämlich gar nicht nur zum Denken da. Es ist für unseren Körper zuständig, damit dieser richtig funktioniert – und genau deshalb steht es immer auf Sparflamme. Bloß nicht zu viel Anstrengung, überleben ist wichtiger. Selbst wenn wir im Bett liegen, entspannen und nichts tun, nutzen wir schon 20% unseres Gehirns. Wie anstrengend muss es für unseren Kopf sein, wenn wir etwas an uns ändern wollen? Wie hochtourig läuft unser Gehirn, wenn wir vor wichtigen Entscheidungen stehen, etwa wie es beruflich oder privat weitergeht? Was soll ich nur studieren? Traue ich mich, meinen Job zu kündigen, mein Studium abzubrechen? Ist die Angst vor der Einsamkeit so groß, dass ich lieber in einer unglücklichen Beziehung bleibe?
Totale Überforderung. Die Nervenzellen feuern ohne Ende, der Energieverbrauch ist auf einmal doppelt so hoch und sofort merkt man die Anstrengung irgendwo im Körper. Und dann rudern wir zurück. Lieber doch beim Alten bleiben. 

Ein ganz simples, persönliches Beispiel: Mein Herz sagte mir schon all zu lange, dass ich nicht am Tierleid dieser Welt beteiligt sein möchte. Trotzdem aber kam der Schritt zum Veganismus erst vor einem Jahr. Weil für mein Gehirn “das Neue” viel anstrengender erschien als “das Alte.” Das Alte, also weiterhin Milchprodukte und Eier zu konsumieren, ist so einfach. Nicht besonders anstrengend für den Kopf. Das Neue aber beinhaltet eine so überwältigende Menge an “Kompliziert”, dass ich mich immer wieder für den Gehirn-Energiesparmodus entschieden habe.
Mich ständig rechtfertigen müssen vor Freunden und Familie? Die ständige Versuchung vor Augen, Regale über Regale über Regale? Und was soll ich dann nur kochen? Ich muss mich intensiv mit dem Thema beschäftigen, denn ich will gut essen. Und das bedeutet, viel Zeit dafür aufzuwenden – und somit auch viele, viele Nerven. Meine Reaktion auf dieses Kopfkino: Lieber (wieder) nicht hinsehen und weitermachen wie bisher.

Was ich euch hier erzähle ist natürlich nicht meine Forschung, es sind nicht meine Worte. Ich habe mit Gehirnforschung und Neurobiologie relativ wenig am Hut. Die Worte, die ich hier niederschreibe, stammen eigentlich von Gerald Hüther, einem ganz wundervollen Mann, der mir schon so oft mit seinen Worten Mut gemacht hat – weshalb ich sie endlich eimal an euch weitergeben möchte. Ich habe diesen Mann nie persönlich kennengelernt, und doch vertraue ich ihm. Vielleicht ähnlich, wie viele von euch mir und meinen Worten hier vertrauen. Höre ich Herrn Hüther zu, merke ich bei jedem seiner Worte, an jedem Ton seiner sanften Stimme, dass er nur Gutes im Sinn hat.

Gerald Hüther ist Neurobiologe und einer der wenigen, die erkannt haben, dass Hirnforschung sinnlos ist, ohne persönliche Erfahrungen und Gefühle mit einzubeziehen. Oder, wie Jan Grossarth es so wunderbar in seinem Artikel über Hüther in Worte fasst: “Wer im hohen Alter Japanisch lernen will, muss sich in eine Japanerin verlieben.” As simple as that.
Dank Herr Hüthers Erklärung, wie unser Gehirn auf Veränderungen und Herausforderungen reagiert, fällt mir persönlich einiges leichter. Ich mach’ das nicht aus einer Faulheit heraus – sondern mein Hirn tut es, weil es Energie sparen will (also ist irgendwie mein Gehirn ziemlich faul), weil es denkt, das Überleben wäre ohne diesen Stress ja leichter.

Die große Frage aber lautet nun: Wie komme ich da raus? Wie überwinde ich mich dazu, etwas zu tun, obwohl mein Kopf doch mit allen Mitteln versucht, es zu verhindern?

 

valerie_klValerie von theyogaaffair.com <3

 

Wir müssen nur wollen

Die Antwort ist simpel und doch so kompliziert: Man muss es nur wirklich wollen. Es muss etwas sein, was ganz tief aus dem Herzen herauskommt, so tief, dass es eigentlich schon über dem Denken, über dem Kopf schwebt: Irgendwo an einem Ort, den das Gehirn nicht mehr erklären kann. Diesen Ort kennt jeder von euch  – dort entsteht Liebe, dort entsteht Berufung, dort entsteht Glück und tiefe Zufriedenheit. Dort entsteht all das, was die Menschheit ständig versucht in Worte zu fassen und kläglich daran scheitert. Weil Worte doch im Kopf geformt werden. Wie sollen sie etwas erklären können, was nicht erklärbar ist?

All die Strapazen, die unser Hirn verursacht und verursachen wird – sie sind erst überwindbar, wenn der Wille da ist. Man wird durch Schmerz und Leid laufen müssen, so ist das nunmal, so ist unser Gehirn gepolt. Aber sobald da etwas in dir aufkommt, was sich richtig anfühlt, wirst du dich trotz all den Strapazen irgendwann in diese Richtung bewegen müssen.
Habt ihr schon jemals von einer Frau mit Kinderwunsch gehört, die sich dagegen entschieden hat, weil “so eine Schwangerschaft echt sau anstrengend ist”? Jede Frau auf diesem Planeten weiß, dass sie neun Monate lang durch die Hölle gehen wird und, dass die Geburt sogar noch einen oben drauf setzt – und trotzdem ist die Liebe zum ungeboren Kind unanfechtbar. Kein Schmerz, kein Leid kann groß genug sein um diesen Willen zu brechen.

 

Aber das allerschönste ist das, was danach kommt

Wenn du dein Gehirn überlistet hast, wenn du auf einmal in den Spiegel siehst und dir denkst: “Genau so wollte ich sein. Und so bin ich jetzt” – dann hältst du auf einmal die ganze Welt in deinen Händen. Und auch diesen Zustand kann Herr Hüther ganz logisch erklären: Im Mittelhirn werden Nervenzellen aktiv – hier liegt das sogenannte “Belohnungszentrum” – und bestimmte Botenstoffe werden ausgeschüttet. “Da kriegt man im Hirn einen Zustand, so als hätte man gerade eine Dosis Kokain und Heroin gleichzeitig genommen”. Diese Euphorie über das Erreichte ist so wunderbar, dass sie sich – eben wie das Negative auch – auf unseren Körper auswirkt. Nur positiv. So fühle ich mich seitdem ich vegan lebe gesünder und fitter als jemals zuvor. Müdigkeit untertags kenne ich nicht mehr, meine Haut war noch nie so schön und die brüchigen Nägel (die paradoxerweise durch Kalziummangel verursacht werden) sind Geschichte. Und wie oft habe ich mich auf diesem Blog schon ausgeweint, weil ich so sehr aus meinen alten Mustern ausbrechen wollte? Es hat so oft und immer wieder weh getan – und jetzt liebe ich all das hier mehr als jemals zuvor. Und Mütter? Können gar nicht genug kriegen – und gehen den exakt gleichen, schwierigen Weg ein zweites (oder drittes oder viertes…) mal.

 

Dünger für’s Gehirn

Und wisst ihr was? Es geht sogar noch weiter. Es bleibt nie bei einem einmaligen Hochgefühl. Wenn du dich ein einziges mal für DICH entschieden hast, für das, was du bist und was du wirklich sein willst – dann wird es in Zukunft leichter. Denn diese Botenstoffe im Hirn lösen eine Kettenreaktion aus, die Nervenzellen bilden sich fort – und letztendlich hast du mit deiner Willenskraft eine neue Basis geschaffen für Zukünftige Herzensangelegenheiten.

Vegan essen fühlt sich für mich mittlerweile wie das natürlichste der Welt an. Ich habe kein einziges mal das Gefühl, ich müsste auf etwas “verzichten”. Es ist wie Fahrradfahren – wenn man es einmal kann, verlernt man es nie wieder. Diesen Blog hier so zu führen, wie ich es jetzt tue, ist federleicht. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es irgendwann mal kompliziert war, aus meinen Mustern auszubrechen. “Glücklich sind Menschen immer dann, wenn sie Gelegenheit bekommen, ihre beiden Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Nähe einerseits und nach Wachstum, Autonomie und Freiheit andererseits stillen zu können.” Jede meiner Entscheidungen die letzten Monate hat mich nur noch mehr an euch herangebracht, und desto näher ich kam, desto mehr wuchs ich auch. Noch niemals habe ich mich auf dieser Seite, die ja eigentlich meinen Namen trägt, so wohl gefühlt wie momentan.

Was ich mit all dem sagen will? Du kannst alles sein, alles erreichen, wenn du es nur aus deinem Herzen heraus willst. Und je öfter du eine Hürde überwindest, desto leichter wird die Nächste. Trau’ dich aus deinen Mustern auszubrechen, wehr’ dich gegen das, was andere von dir erwarten und tu nur und einzig und allein das, was DIR Freude bereitet.

 

Du bist der einzige Mensch, mit dem du ganz sicher den Rest deines Lebens verbringen wirst. Also schau auf dich und sei gut zu dir.

 

heart

 

 


 

Erzähl mir deine Geschichte!

Beim Schreiben dieses Beitrages ist mir außerdem eine Idee gekommen, und dafür brauche ich eure Hilfe. Ich kann hier immer nur von mir erzählen, von meinen Veränderungen, von meiner Gefühlswelt – dabei gibt es unter euch bestimmt auch einige, die etwas ähnliches bereits erlebt haben. Ich würde so gerne mehr solcher Geschichten erzählen, die anderen Mut machen, etwas zu verändern. Ich würde gerne eure Geschichten erzählen!

Hast du eine persönliche Erfolgsgeschichte? Bist du heute zufriedener, weil du dich irgendwann einmal dazu entschlossen hast, einen schwierigen Weg auf dich zu nehmen? Hast du eine “das war es mir alles wert”-Geschichte? Schreib mir eine E-Mail und erzähl mir davon, damit wir sie für andere nach Außen tragen kann. Damit ich nicht nur von mir an euch, sondern sogar von euch an euch schreiben kann. Du musst nicht besonders toll schreiben können, wir schreiben auch gerne gemeinsam. Und ob es anonym sein soll oder nicht entscheidest du! Lasst uns mal gegenseitig ein bisschen mehr Mut machen!

 

heart

valerie_kl2
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Letztes Wochenende habe ich für Valerie ein paar Bilder geschossen, und weil sie mir so gut gefielen, hat sie mir erlaubt sie für diesen Post zu verwenden. Schaut unbedingt auf ihrem Blog und Instagram vorbei!

 


 

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