Vor ein paar Monaten riss ich die alte Holztapete ab. Ich weiß noch ziemlich genau, wann das war. Ich kam Heim von einem weiteren Bib-Tag, total durch, mit Kopfschmerzen und extrem schlechter Laune. Ich war zu dieser Zeit extrem gestresst, wusste nicht wohin mit der ganzen Arbeit, hatte tierische Angst vor Hawaii und nur noch ein paar Wochen bis zu Abgabe und Flug. Ich fühlte mich eingeengt in mir selbst. Meine Wohnung erschien mir plötzlich noch kleiner als sonst und mit dieser Laune und diesem Engegefühl beschloss ich, dass die helle Holztapete nicht hell genug war und nun alles in meinem Zimmer Weiß sein sollte, in der Hoffnung, dass dann irgendwie mehr Luft zum atmen dasein würde – aber wie ich feststellen musste hatte meine Holzwand absolut gar nichts mit meinem Innenleben zutun. Letztendlich sah mein Zimmer einfach nur kahl und trostlos aus.

Ein paar Monate später habe ich die 1,3 für meine Bachelorarbeit Schwarz auf Weiß, noch ein bisschen Hawaii in meinem Herzen und beschließe, diese Wand nun endlich an Angriff zu nehmen. Irgendwo hatte ich mal eine alte, abgeranzte Wand gesehen, die mir gut gefiel – und das wollte ich nachmachen. Ich wollte eine Wand im Used-Look, eine Wand mit Patina. Leider aber konnte ich weder auf Youtube noch auf anderen DIY-Seiten etwas brauchbares finden, also beschloss ich, mein eigenes DIY zu drehen. Wer weiß, vielleicht ist es am Ende sogar vorzeigbar. 
Und ja – das ist es! Diese Wand hier war für mich nicht nur ein DIY-Projekt, sondern viel mehr ein Ausdruck meiner Selbst. Ich habe selten in etwas so viel Liebe und Kraft gesteckt. Insgesamt zehn Stunden war ich beschäftigt, zwei davon habe ich nur geflucht, dafür sechs mit größter Freude gepinselt und gespachtelt und gewischt. Im Nachhinein ist es schwierig, euch ganz genau zu beschreiben, was ich getan habe – denn wann immer man so ein Projekt in Angriff nimmt wird es letztendlich ganz individuell ausfallen.

Ich habe im Video versucht alles so genau wie möglich zu erklären, versuche es aber hier noch einmal genauer zusammenzufassen. Ich hoffe zusammen mit diesem Post ist es dann einigermaßen nachvollziehbar. :)


 

Was du brauchst:

– Weiße Wandfarbe
– einige Braun- und Grautöne zum Mischen
– Schwamm, Spachtel, einen großen Pinsel (Flächenstreicher)
– und natürlich Zeitung, Krepp-Band und Folien zum Abkleben und Schützen deiner Möbel.

Meine Farben waren:
– Krokat (Düfer “Farbig Wohnen”)
– Torfbraun (Schöner Wohnen)
– Ocker (Super Nova)

Von jeder Farbe waren 500ml mehr als genug, am meisten habe ich das Torfbraun verwendet. Krokat brauchte ich letztendlich nur ganz, ganz wenig. Nur Weiß muss genug da sein, aber das kauft man meistens ja sowieso als riesigen Eimer. Ich hatte noch einiges übrig vom letzten mal Küche streichen.


 

Schritt 1: Grundierung(en)

 

1. Grundierung: Misch dir eine Farbe, die dir als Grundierung gefällt. Ich benutzte Torfbraun, etwas Ocker, Weiß und Wasser. Ich wollte die Grundierung gleich schön dreckig haben, deshalb habe ich die Farbe mit Wasser verdünnt, damit es bloß nicht zu deckend wird. Und dann: ganz wild mit dem Schwamm über die ganze Wand. Stell dir einen Eimer mit Wasser beiseite und benutze manchmal auch nur das Wasser, um die Farbe zu verblenden. Einfach nach Gefühl!

— 30 Minuten trocknen lassen —

2. Grundierung: Mir war das Ergebnis zu dunkel, deshalb mischte ich unter die angerührte Farbe nochmal einiges an Weiß und pinselte nochmal komplett über die ganze Wand (diesmal aber mit dem großen Pinsel!). Wieder viel Wasser verwenden!

— 30 Minuten trocknen lassen —

3. Grundierung: Immernoch zu dunkel – also nochmal drüber, wieder mit Pinsel, diesmal aber mit reinem Weiß (viel Wasser!). Den Pinsel also abwechselnd in Farbe und Wasser tauchen. Jetzt fand ich es schön – und letztendlich waren auch diese verschiedenen Schichten wichtig. Je mehr Schichten, desto schöner das Ergebnis! :)

— 30 Minuten trocknen lassen —

Wand patinieren: Grundierung


Schritt 2: Abbröckelnden Putz imitieren

Schicht 1: Nun ging’s an’s Spachteln. Ich wollte, dass es so aussieht, als sei der Putz mit der Zeit abgebröckelt. Dieses Foto hier half mit als Vorlage: Sehr ihr, wie der Putz unten abgeht – und unter dem weißen Putz noch der graue hervorscheint? Deshalb begann ich erstmal mit einem hellen Grau zu Spachteln, weil ich eben diesen Effekt erzielen wollte. In meinem angemischten Grau waren nun alle meine gekauften Farben gemischt – wieder schön aufgehellt mit Weiß. Diesmal aber kaum Wasser, denn es sollte deckend sein. Ich spachtelte also einmal komplett am Rand außenrum und drei Linien senkrecht nach Unten (um Tapetenränder zu imitieren). Wie genau ich das gemacht habe seht ihr im Video!

— zwischendurch immer ca. 30 Minten trocknen lassen! —

Schicht 2: Der weiße Putz. Im Prinzip habe ich exakt das gleiche getan wie eben, nur direkt vom Rand weg über das eben gespachtelte, wobei ich das grau natürlich überall hab durchblitzen lassen. Reines Weiß ohne Wasser verwenden.

— trocknen lassen! —

Noch mehr Fake-Putz: Hier dachte ich eigentlich ich sei bereits fertig – aber es gefiel mir noch nicht (es war bereits dunkel draußen und ich so drin, dass ich sogar aufhörte zu filmen). Ich hatte nun Außen und an den Fake-Tapetenrändern den schönen, abbröckelnden Putz, aber irgendwie… sah es noch nicht echt genug aus. Der weiße Putz war zu sauber und der Rest der Wand, wo ich bisher nur gestrichen hatte, noch zu auffällig. Also beschloss ich noch einmal komplett mit der grauen, deckenden Farbe (Schicht 1) komplett über die Wand zu spachteln. Ich verteilte also den grauen Putz ganz fleckig und wirr über die gesamte Wand, sodass von meiner Grundierung nur noch ab und zu etwas hervorblitzte. Und auch über diese Schicht Grau spachtelte ich nochmal Weiß (allerdings nur noch vereinzelt, nicht so viel wie mit Grau).

Abkratzen: Und dann, ganz zum Schluss, kratzte ich mit dem Spachtel überall von der Wand vereinzelt den Putz wieder ab, damit er nicht so sauber aussieht und die Grundierung wieder stellenweise durchblitzen konnte. Jetzt war ich endgültig Fertig – mit der Wand und mit den Nerven ;)

DIY: Eine Wand patinieren, Wand im Used-Look


 

Letztendlich ist eigentlich nur wichtig, dass ihr euer eigenes Ding macht und nicht aufgebt. Ob ihr nun mit dem Schwamm wischt oder einen Roller benutzt oder nur Pinselt ist eigentlich euch überlassen – was immer ihr tut, es wird am Ende schon gut aussehen. Individuell eben. Je mehr Herzblut ihr reinsteckt, desto mehr wird es euch am Ende gefallen. Ich hab’ sogar noch PONO an die Wand geschrieben, weil ich mich danach fühlte. Und weil da echt viel PONO drinsteckt in meiner Wand.

Ich würde mich mega freuen, wenn einige von euch nun Lust bekommen haben auf ein ähnliches Projekt. Lasst es mich wissen und zeigt’s mir! :)

heart

 

DIY: Eine Wand patinieren, Wand im Used-Look DIY: Eine Wand patinieren, Wand im Used-Look DIY: Eine Wand patinieren, Wand im Used-Look
DIY: Eine Wand patinieren, Wand im Used-Look
DIY: Eine Wand patinieren, Wand im Used-Look