Aus meinen Tuesday’s five wird heute ein Tuesday’s one – diese Entscheidung traf ich, als ich letzte Woche (endlich) Zeit fand, um eure Kommentare unter dem UE BOOM Gewinnspiel-Post zu lesen. Der ursprüngliche Plan war “mich mal eben durchzulesen”, die schönsten Kommentare zu speichern und mich dann zu entscheiden. Letztendlich aber ist das passiert, worauf ich gehofft hatte: Ich las einen Kommentar, der mich so überrumpelte, dass ich sofort wusste, wer die Box gewinnen sollte. Am Ende saß ich übrigens heulend vor meinem Laptop. Ich kann es manchmal einfach nicht fass was für wunderbare Sachen ihr mir schreibt. Mann ey, was wäre the3rdvoice nur ohne euch.

Der Gewinner-Kommentar hat meiner Meinung nach einen eigene Blogpost verdient. Ich hoffe die Autorin (die nichts von ihrem Glück weiß bis ich diesen Beitrag hier veröffentliche) erlaubt es mir. Liebe Franziska, danke für deinen wundervollen Kommentar – sobald ich wieder zurück bin von meinem Festival schreibe ich dir eine E-mail! 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen. Und hört am besten diesen Song dazu (ich weiß GANZ GENAU was dieser Song bei dir auslöst Franzie. Ich habe ihn ebenfalls SO geliebt!)

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Liebe Angela,

Kennst Du das Gefühl des großen Umbruchs, der Dein Leben einmal unten an den Füßen packt und kräftig durchschüttelt? Und wenn Du dann wieder auf die Beine kommst, ist der Gleichgewichtssinn in Deinem Ohr vollkommen durcheinander, und Du weißt nichtmehr wo vorne und hinten ist.
Das ist mir in den letzten drei Jahren meines Lebens passiert, und dabei ist mir etwas Bedeutendes aufgefallen: Konstanten sind im Leben das wertvollste und wichtigste Gut. Weil sie so unfassbar selten sind. Und wunderschön.

2012: Orientierungslos. Verunsichert. 17 Jahre.
Elitäres Bayern-G8-Abitur in den Händen. Weiß nicht so recht, was ich damit anfangen soll. In meinen türkisfarbenen, abgeranzten Urbanears-Kopfhörern, die an meinen geliebten, pinkfarbenen iPod-Shuffle aus dem Jahre 2009 angeschlossen sind, läuft Papa Roach – Last Resort. Ja, das ist schon vor drei Jahren „Oldschool“ gewesen und wurde von mir heiß geliebt, so hat mich das Lied auch schon in meinen harten Teenager-Jahren begleitet und die Textzeile „Cut my Life into Pieces“ meine Stimmung so schön auf den Punkt gebracht.

2013: Hin und her gerissen. Ein lachendes und ein weinendes Auge. Rastlos.
Irgendwie bin ich in der bunten Werbewelt gelandet und habe mich, aus welchem Grund auch immer, für ein Studium im Schwabenland entschieden. Hinter dem betriebswirtschaftlich-kapitalistisch ausgelegten Grundstudium sehe ich für mich wenig Sinn und so schließe ich meine Augen und finde mich im Fernbus (damals noch ein Geheimtipp gewesen!) wieder, sitzend neben verschiedensten Leuten von überall her, interessante Gespräche, beeindruckende Persönlichkeiten, und auch viel oberflächlicher Smalltalk. Wo soll es hingehen, Berlin, Köln, Amsterdam. Egal, Hauptsache weg, reißaus. Schließe die Augen, Lieblingskopfhörer auf, in meinen Ohren „Losing my Side, Losing my Mind…“

2014: Stumm. Lächelnd. Umgeben von Fremden und doch irgendwie glücklich. Anonym.
Mittlerweile habe ich erkannt, dass Werbung auch viel Gutes bewirken kann, nachdem ich ich zwei Monate lang in verschiedensten Städten auf der Straße für eine „bessere Welt“ eingesetzt habe. Ich habe mich damit angefreundet, dass manche Leute das s lieber als sch-Laut aussprechen und schmunzle über die schwäbischen Gespräche um mich herum im Bus auf dem Weg zur Uni, als ich meine türkisen Kopfhörer raushole und der Shuffle-Modus meines iPhones mich schon in den ersten zwei Sekunden des Songs wieder zurück in das Gefühl von vor zwei Jahren versetzt…

2015: Draußen Möwengelächter & Sturmwarnung. Drinnen Stille und Kerzenschein.
Ich sitze auf meinem weißen Palettenbett und sehe mich um, in meinem Zimmer Erinnerungen von den letzten drei Jahren. Mein jüngstes Exemplar, ein selbstgemaltes A4-Ölgemälde, als Motiv eine Katze an einer Laterne, sehr düster, aber Blick ins Licht, ein wundervolles Geschenk einer meiner besten Freunde aus Bayern, der mich letzte Woche spontan besucht hat. Eine riesige Weltkarte im Flur, die mir mein Freund vor zwei Monaten mitgebracht hat, weil ich in Geografie so eine Versagerin bin. (Nun muss ich leider ein „Ex-“ vor seinen Namen hängen, aber das hört sich so lieblos an und das hat er nicht verdient.) Eine pinke kuschlige Mikrowellen-Eule von meiner besten Freundin, Geschenk zum 19 Geburtstag, die mitterweile schon total eklig ist und trotzdem noch heißgeliebt wird (wortwörtlich :D). Steve Maden „Marleene“, Blumenmuster, ein Geschenk für mich von mir zu meinem 18. Geburtstag. Mister Panda, treuster Begleiter und Beischlafen seitdem ich denken kann. Und an meinem Schminktisch, direkt neben dem wunderschönen Vintage-Spiegel meiner Uroma, der auch schon fünf Umzüge mitgemacht hat, und trotz seiner riesigen Risse noch seine Funktion ganz wunderbar erfüllt, hängen meine wundervollen Türkisen Urbanears-Kopfhörer, die mich schon auf so vielen Reisen begleitet haben und mir geholfen haben die Außenwelt auszublenden und mich ganz meinem Seelenchaos zu widmen.
Mittlerweile wohne ich in Hamburg, fühle ich mich endlich angekommen, bin verliebt in das Leben und diese Stadt, blicke zurück auf drei turbulente Jahre und möchte keine dieser Erinnerungen missen. Eine traurige Liebesgeschichte, neugewonnene Freunde, Depression und Euphorie. Von Sinnlosigkeit und der Neuentdeckung des Sinns, von einer immerwährenden Suche nach der inneren Ruhe und dem Stolz, auf dem Weg ein paar Stückchen des Glücks schon entdeckt zu haben.

Am Anfang dieses Textes habe ich Dir davon erzählt, wie wertvoll Konstanten im Leben sind. Dieses Lied, diese Kopfhörer, viele Dinge in diesem Raum, alles nur materielle Sachen, die dennoch an so vielen Orten mit mir gewesen sind und mich an so wundervolle Menschen erinnern. Vieles ist auf dem Weg auch verloren gegangen.
Auch Du und Sherry seid Konstanten in meinem Leben geworden, habt mich seit 2012 begleitet, Deine Worte haben mich oft schon zum nachdenken angeregt. Das nachdenkliche Katzenmädchen aus Bayern, was so wundervoll reflektierend ist, und nie aufhört, Erkenntnisse über sich selbst, über Gott und die Welt, Alltägliches und Vergangenes mit mir zu teilen und mir dabei ohne es zu wissen immer ein Stück weitergeholfen hat.

Wenn Du das alles gelesen hast, dann möchte ich Dir eigentlich nur eines sagen: Danke fürs Zuhören :-) Und Danke für Jahre Deiner Beiträge. Ich fände es einfach ganz wundervoll, wenn ich auch eine Erinnerung an Dich in meinem Zimmer hätte, um mich immer an das Katzenmädchen aus Bayern zurückzuerinnern, und dass es eine Person gibt, der ich fremd bin, und mit der ich doch so vieles teile. – <3

Viele Grüße aus dem Norden, fühl Dich mal gedrückt und von mir ganz doll bewundert.
Franzie

heart