Schwarzer Sand. Ich weiß nicht, was mich daran so fasziniert, aber ich wiederhole mich bestimmt schon zum fünften mal an diesem Tag. „Dieser Sand…findest du nicht, dass das unglaublich schön aussieht?“ Ich kriege keine Antwort mehr. Ich nehme meinen Pina Colada Becher in die Hand und finde sogar die Sandkörner, die am Bechernden kleben bleiben irgendwie schön. Vielleicht ist auch alles so schön, weil die Sonne gerade hinter La Gomera untergeht und ich mich gar nicht entscheiden kann, ob mir die blauen, gelben oder rosanen Wolken am besten gefallen. Ich entscheide mich für den schwarzen Sand und muss grinsen. Wie unbeschwert ich mich fühle und wie herrlich dieser Moment gerade ist. Wir haben uns Getränke geholt, auf die Handtücher gesetzt, sogar die Boxen mitgenommen und schweben nun mit der Musik in Richtung Sonnenuntergang. Ich habe in den letzten Monaten gelernt, positive Gedanken, die mir im Kopf rumschwirren einfach auszusprechen, also nehme ich Julius Hand, sehe rüber zu den Anderen und sage: „Danke, dass ihr mich mitgenommen habt.“

„Weißt du was“, antwortet M., „schön, dass du mit dabei bist.“ Julius legt seinen Kopf an meinen, drückt meine Hand und ich weiß, was er mir sagen will. Ich halte seine Hand oft und gern, wir sprechen eben die gleiche Sprache.

Vor ein paar Tagen habe ich einen Spruch gelesen, der mich in meiner Denkweise noch weiter bestärkt hat. Ich fand es immer irgendwie seltsam, dass Menschen, die einander ihre Hände halten immer gleich als Paar deklariert werden. Als zwei Menschen, die zusammengehören und der Welt zeigen wollen, dass derjenige, der da an ihnen dranhängt ihrer ist, ihrer ganz allein. Für mich ist es so viel mehr. Natürlich ist auch an dem besitzerfreifenden Gedanken nichts falsch – mich stört nur, dass es so was unter guten Freunden offenbar nicht gibt. Weil man ja nicht für ein Paar gehalten werden will. Ich werde sogar schief angeguckt, wenn ich die Hand von meinem Papa nehme. Ich hab’ meinen Papa nunmal lieb, ich kapier nicht, warum sich andere Leute überhaupt Gedanken darüber machen warum zwei Menschen sich festhalten. Ich erklär’s euch:
Ich nehme eine Hand in meine, weil ich Körperkontakt möchte. Weil ich dieser Person vertraue und ein Daumen, der einen Handrücken streichelt so viel mehr aussagen kann als Worte. Es heißt nicht unbedingt „du gehörst mir“, sondern: „Ich hab dich gern, geh nicht weg“. Ich hake mich ein, lege meinen Kopf auf Schultern ab und halte Hände von Menschen die mir lieb sind. Nicht, um der Außenwelt etwas damit zu signalisieren, sondern einfach weil ich es möchte. Weil es eine Art der Kommunikation ist, die ich verstehe und mein Gegenüber auch, ganz ohne Worte. Ein Händehalten in Verbindung mit einem Lächeln ist eine so große Geste. Julius unausgesprochene Worte von eben waren etwas wie: „Ich finde es auch schön, dass du mitgekommen bist“. Ich drücke zurück.

Die rosa Woken färben sich langsam grau und wir beschließen den Strand für heute zu verlassen. Beim Zurückgehen hake ich mich mit links bei Julius ein, halte mit der rechten Hand zusätzlich seinen Arm und drücke meine Backe gegen seinen Oberarm.

„Bist du müde?“ fragt er.

Er hat’s verstanden.

blacksand1