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Jeder von euch hat ihn, den einen Song, mit dem man eine ganz bestimmte Erinnerung verbindet. Spotify hat dazu aufgerufen, unsere Geschichten und Songs zu teilen – und sie auf #DerSongAls zu teilen. Diese hier ist meine und Sherry’s.

 


 

“Angela, ich muss dir etwas sagen”, unterbricht mich meine Mama und greift nach meiner Hand. Ich bleibe stehen und sehe zu ihr hoch. Ich hatte ihr gerade von der Pyjamaparty gestern Abend bei Laura erzählt, wie wir unendlich viel Süßkram verdrückten, “Girls United” guckten und ich beschlossen habe jetzt auch Cheerleader zu werden.
“Was denn?”, frage ich und ihr Blick bedeutet nichts Gutes.
“Junior hat es leider nicht geschafft, Angela.”
Ich fange bitterlich an zu weinen und drücke mich an meine Mama. “Aber wir waren doch noch beim Tierarzt und er hat die Spritzen gekriegt”, wimmere ich in Mamas Bauch. “Ich weiß”, sagt sie vorsichtig, “aber manchmal, wenn ein Tier das so jung ist so krank wird kommt es nicht durch…”
Auf dem Weg nach Hause starre ich aus dem Autofenster, sehe mir die vorbeiziehende Welt an und bin auf alles wütend. Weil Junior jetzt nicht mehr hier unten bei mir, sondern irgendwo da oben bei den drei anderen Kätzchen wohnt. Das erste überlebte nur ein paar Stunden. Die Tage darauf trug ich jeden Morgen ein weiteres totes Kätzchen weinend zu meiner Mutter, und wir begruben jedes im Garten, hinten beim großen Zaun. Ich hatte schon am ersten Tag gemerkt, dass etwas nicht stimmte, die beiden orangenen krabbelten immer orientierungslos in die falsche Richtung. Ich saß Stundenlang neben Loona und den Kätzchen und bugsierte die beiden immer wieder an die Zitzen, damit sie auch genug tranken. Junior bekam erst nach drei Wochen Katzenschnupfen. Eine Gebärmutterentzündung hatte meine Loona, deshalb waren alle Kätzchen so fürchterlich krank.

Im Radio läuft mein Lieblingslied. Ich habe mir erst gestern von meinem Taschengeld die Maxi-CD im Saturn gekauft und seitdem rauf und runter gehört. Ich verstehe den Text nicht ganz, aber ich weiß, was ein “Supergirl” ist, und ich weiß, dass Supergirls nicht weinen. Also beschließe ich, ab jetzt nicht mehr zu weinen. Ich bin immerhin schon zwölf.

Daheim angekommen renne ich sofort hoch ins Badezimmer (welches wir zum Katzenzimmer umfunktioniert haben) und spüre diese fürchterliche Angst in mir, dass Sherry vielleicht auch nicht mehr dort liegen könnte. Vor der Tür atme ich noch mal tief durch, ich möchte die Tür lieber vorsichtig aufmachen, nicht, dass ich die Beiden erschrecke.
Sie liegen eingekuschelt im Körbchen, Loona hebt aufmerksam – wie eine Mama eben ist – den Kopf und maunzt leise. Sherry schläft seelenruhig an ihrem Bauch. Ich gebe Loona einen Kuss auf den Kopf und greife vorsichtig nach Sherry. Sie beschwert sich lauthals, als ich sie aus ihren Träumen wecke. “Hör mir zu”, sage ich, halte das winzige Katzenwollkneul vor mein Gesicht und sehe ihr in die Augen. “Du wirst nicht auch noch gehen, verstanden?”, sage ich mit fester Stimme. “Du bleibst bei mir, du darfst nicht auch noch weggehen.” Sie fiept ein bisschen kläglich, was ich als ein “Ja” auffasse und mir laufen wieder die Tränen runter, als ich sie zurück ins Körbchen lege. Wir wollen auch immer freunde bleiben, nicht wahr? Sagt Cap in meinem Kopf.

Ich hole meinen Discman, lege “Supergirl” ein, drücke auf Repeat und setze mich neben die beiden auf den Boden. Und als ich endlich aufhöre zu weinen, weil Supergirls eben nicht weinen, bin ich mir auf einmal ganz sicher, dass Sherry mir niemals von der Seite weichen wird. Ich weiß es einfach.

Dreizehn Jahre, zwei Umzüge, einen Hundebiss und einen Kampf, bei dem sie ihr linkes Augenlicht verlor später sitze ich wieder neben ihr, sehe ihr beim Schlafen zu und spiele Reamonn auf meinem iPhone ab. Sherry ist schon auch eine ziemliche Superkatz’ und weint auch echt nur, wenn ich mal wieder zu lange nicht Daheim war. Sie blieb bei mir, und wir wurden die besten Freunde. Ihr versprechen hat sie nie gebrochen.

She’s my girl, my supergirl.

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*In Zusammenarbeit mit Spotify