Ich habe letztens einen alten Freund wiedergetroffen. Oder sagen wir eher einen Exfreund, einer von denen die nach der gemeinsamen Zeit Jahrelang in der Versenkung verschwunden sind, weil man irgendwie doch nicht so rosig auseinandergegangen ist. Und als wir uns wiedertrafen war es trotz den vielen Jahren so, als hätte man sich erst gestern voneinander verabschiedet. Man verfällt sofort wieder in alte Muster, spricht so wie damals, erinnert sich an Gerüche und letztendlich ist man traurig darüber, dass man jemanden, mit dem man mal so viel teilte, zum Fremden hat werden lassen.

Ein paar Wochen später sitzen wir gemeinsam hier und finden diese alte CD – damals habe ich alle meine Fotos noch auf CDs gesichert. Es sind Bilder meines 17. Geburtstages, einer der abgefahrensten und lustigsten Nächte meiner Jugend. Viele der Leute kenne ich heute noch, manche haben sich kein Stück verändert, andere erkenne ich kaum wieder. Die letzten Bilder zeigen dann nur noch uns beide – das war der Abend, an dem wir uns näher gekommen sind. Irgendwann um 5 Uhr morgens waren wir die einzigen übriggebliebenen, saßen auf der Terrasse auf der Couch und diskutierten, wer denn nun die Kotze von dem Typen da wegputzen muss. Wir einigten uns auf “zusammen”.

party

Auf einem Bild sitze ich auf der alten schwarzen Ledercouch meiner Eltern, trage meinen Lieblingspulli, erzähle wohl irgendwas und zuppel an meinem Ärmel rum. Meine Haare sind gerade mal Kinnlang, hellbraun mit blonden Strähnen und ziemlich undone. Ich kann mich noch so gut an diesen Moment erinnern. Mit so einer spannenden Verliebtheit im Herzen, ihr kennt das ja. Ich erkenne mich so gut wieder, obwohl ich heute ein ganz anderer Mensch bin als damals. Was, wenn ich damals schon gewusst hätte, wie mein Leben heute aussieht? Hätte ich irgendwas anders gemacht? Mit siebzehn war ich noch so verloren. Konnte mich selber eigentlich nie wirklich leiden, wollte immer so sein wie sie, sie oder sie. Andere Mädchen hatten einen viel besseren Klamottenstil, und wenn auch nur einmal jemand was gemeines sagte flossen die Tränen. Und flossen. Irgendwann heulte ich nur noch weil ich eben heulte.

All das kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen und manchmal frage ich mich, wann es ‘klick’ gemacht hat. Wann ich plötzlich nicht mehr Teenager war und wusste was ich vom Leben will. Ich stehe hier, mit beiden Beinen auf dem Boden, ohne Teppich den mir jemand wegziehen könnte. Meine Fühler reichen bis nach Berlin, und wenn ich meine Hand mal ausstrecke, wird sie gleich von einer ganzen Armee Hände gehalten. Wenn ich damals gewusst hätte, wie leicht das Leben eigentlich sein kann, wenn man nur die richtigen Menschen um sich scharrt und sich selbst liebt, vielleicht hätt’s mich dann früher ge-klickt. Aber letztendlich war alles schon richtig so. Jede Erfahrung bringt dich weiter, und aus was soll man lernen, wenn nicht aus Fehlern.

Das hier geht raus an meine jüngeren Leser: Irgendwann schaust du auf dich selbst zurück und schüttelst den Kopf. Weil es zwar eine geile Zeit war, aber du auch nicht nochmal zurück willst. Als Teenager bist du so aufgewühlt, so verliebt und so traurig. Wenn du ein bisschen älter wirst denkst du auf einmal rationaler in so vielen Dingen. Und irgendwann sitzt du hier, genau so wie ich, und denkst dir: Scheisse, mir geht’s gut. Das bin ich, und eigentlich ist es echt nicht schlecht, ich zu sein.

2er