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Es ist vier Uhr morgens und ich laufe zurück zu meinem Hotel, barfuss, weil die hohen Schuhe mich nach zwei Tagen schon umgebracht haben. Der Boden ist nass und kalt, aber irgendwie tut das meinen aufgeriebenen Ballen ganz gut. Ich habe nie ernsthaft überlegt, in eine andere Stadt zu ziehen. Um ehrlich zu sein habe ich München noch niemals länger als sechs Wochen verlassen, ich habe solche angst meine Heimat hinter mir zu lassen. Was soll ich denn woanders ohne meine Freunde, meine Familie? Ich hatte schon immer viel zu viel Angst vor’m allein sein, egal ob im eigenen Bett oder in einer anderen Stadt. Ich bin kein Kind von Traurigkeit und eigentlich bin ich auch recht unterhaltsam, glaube ich zumindest. Eigentlich habe ich doch auch gar kein Problem neue Leute kennenzulernen. Warum zur Hölle trau’ ich mich dann nicht einfach mal?

Ich laufe an einem Späti vorbei, der Typ hinter der Kasse hat laut Haftbefehl aufgedreht und rappt so ein bisschen mit, die Musik dröhnt bis auf die Straße raus. In München gäbe es sowas nicht. Erstens keinen Späti und zweitens niemanden, der sich NICHT über die laute Musik beschwert. Ich hab’ manchmal sowas von die Schnauze voll vom bayerischen Ladenschlussgesetz. Aber ich vergleiche schon wieder, eigentlich darf man diese beiden Städte nicht gegenüber stellen. München, das ist meine Heimat, eine romantische, saubere Stadt mit ihrer wunderwunderschönen Isar und den Nackten im englischen Garten. Und dann ist da Berlin, so groß und laut und kompliziert aber trotzdem fühle ich mich hier immer schwerelos, weil ich das Gefühl habe niemand hier urteilt vorschnell. Wenn ich ankomme bin ich so motiviert noch viel mehr zu schreiben, zu fotografieren, zu erleben. Ich hänge mich noch mehr in meine Arbeit, bin zwar irgendwie gestresst aber find’s trotzdem geil. Außerdem kostet der Döner nicht so viel.

Ich hätte so bock. So bock einfach mal länger hier zu bleiben und zu sehen, was passiert. Vielleicht habe ich Pech und die Stadt verschluckt mich, vielleicht wird es mir irgendwann doch zu viel, vielleicht ist Berlin eine Nummer zu groß für mich – aber ich habe das dringende Bedürfnis es einfach mal zu versuchen. Einfach mal alles hinter mir zu lassen, Sherry einzupacken und ihr eine siebenstündige Autofahrt anzutun.

Mein Handy klingelt. Eine SMS von jemandem, den ich vor ein paar Tagen erst kennengelernt habe. „Wann bist du wieder weg? Wir müssen uns noch mal sehen! Weißt du schon, wann du wiederkommst?“

Nein, denke ich, weiß ich nicht, leider.

m2

 

Psychodelisch pinkeln // Location beim Fashionbloggercafé // Crew // Fashionweektrubel // Zugfahren mit Alix

collage