Dieser Beitrag ist im Zuge unseres Seminars “Schreiben für das Web” entstanden – Ludwig und ich studieren eigentlich was komplett unterschiedliches, haben aber trotzdem dieses Wahlfach zusammen gewählt – weil ma uns halt lieb ham’. Und weil mir Ludwigs Text so gut gefiel, hat er hier ein Zuhause gefunden. Das hier ist quasi der allererste Gastbeitrag auf meinem Blog, und wenn euch Ludwigs Beitrag gefällt, wird es sowas in Zukunft vielleicht sogar öfter geben. ;)

m2

Prolog

Auch wenn sich alles um mich herum bewegte, schien die Welt in diesem Moment still zu stehen. Ich zitterte am ganzen Körper und irgendwie fühlte es sich an, als würde die Schwerkraft aussetzten. Sie schien nicht zu tanzen, sie schwebte. Während jeder um mich herum sich voll und ganz dem Bass hingab oder sonst auf irgendeine Art und Weise das Leben feierte, stand ich einfach nur da. Wie vom Blitz getroffen erschauderte ich, wieder und wieder, wenn sich unsere Blicke streiften. Sie hat es getan, sie hat dir wirklich ihre Nummer gegeben, dachte ich und wandte meinen Blick von ihr ab. Ich begann wieder zu tanzen und lebte nur für diesen einen Moment, als ihr Eyeliner die Haut meiner Hand mit ihrer Handynummer färbte. „Ruf mich doch morgen mal an. Heute will ich einfach nur tanzen“ Wie in Zeitlupe bewegten sich ihre Lippen und bevor ich antworten konnte schwebte sie davon, über die Tanzfläche, durch das Strobelightgewitter, in mein Herz. Es war das erste mal, dass ich mich überwinden konnte eine derartige Naturgewalt von einer Frau anzusprechen. Es spielt keine Rolle was aus ihr wurde, viel wichtiger ist was ich von diesem Abend mitnahm. Nein, nicht das Mädchen – Es ist ein Gefühl, eine Einstellung, ein Lifestyle. Ich nenne es: „Not giving a fuck“. So vieles hat sich für mich seit diesem Abend verändert, der Abend an dem ich lernte „keine Ficks zu geben“.

Mensch bleiben

Am wichtigsten sollte es zunächst sein Mensch zu bleiben. Klar, wir sind alle Menschen, aber jeder ist anders und das ist auch gut so. Es nützt weder einem selbst, noch allen anderen etwas, wenn man sich verstellt. Ich würde behaupten der Hauptgrund warum man das Haus verlässt um feiern zu gehen, ist, um Spaß zu haben. Wir Menschen sind soziale Lebewesen, wir leben in einer Gemeinschaft und wie könnte man mehr Spaß haben als zusammen? Jeder freut sich neue Leute kennenzulernen und ich würde sogar behaupten, dass man jene am schnellsten lieb gewinnt, die authentisch sind. Wie oft sieht man diese Leute, die cool am Tresen stehen und auf den ersten Blick mega eingebildet wirken, mit einer Nase, die sich höher zu rümpfen scheint als der IQ Stephen Hawkins? Genau diese Menschen sind in der Regel einfach nur unsicher und entpuppen sich als die liebsten Zeitgenossen der Welt. Niemand ist gerne alleine, also gebt doch einfach mal weniger Ficks, geht auf die Menschen zu und wer weis, vielleicht ergibt sich ja genau dadurch der Ein oder Andere Fick.

Beruhig dich

Nun, da wir gelernt haben Mensch zu bleiben und motiviert sind, uns mit anderen zu vernetzen, stellt sich folgende Frage: Was machen, wenn einem die Essenz der Schönheit, dieses eine Mädchen des Abends, jene zu der unser Schöpfer gerechter war als zu allen anderen, über den Weg läuft? Zunächst mal sollten wir uns beruhigen. In der Regel trifft man eben jene Spezies stets im Rudel an, was die Kontaktaufnahme erheblich erschwert. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man vermutlich nicht der Einzige ist der sie kennenlernen will und das den wertenden Augen und Ohren ihres Rudels nichts entgeht. Da sie vermutlich alle 10 Sekunden für jeweils 60 Sekunden von einem Randomguy nach dem anderen angesprochen wird, empfiehlt es sich die Strategie der Kontaktaufnahme sensibel auf die jeweiligen Gegebenheiten abzustimmen. Da ich selbst leider keine Ahnung habe wie man die Gunst der Ladies am besten erlangt, verweise ich an diesem Punkt auf den Anfang dieses Absatzes und rate dazu sich zunächst einmal zu beruhigen. Wüsste ich um diesen heiligen Gral, würde ich schließlich nicht diesen doofen Blogartikel schreiben, sondern ein Buch – und wäre stinkreich. Im Zweifelsfall sollte man(n) jedoch tendenziell eher weniger Ficks geben und es einfach versuchen. Was hat man schon zu verlieren.

Ausbrechen

Es gibt nichts was Menschen schöner macht als ihr Charakter. Leider aber ist dieser versteckt; hinter dem unscheinbaren Mädchen mit Croptop und Zahnspange oder dem dicken Nerd der diese abgefahrenen Hemden mit Drachen drauf trägt. Es sind eben nicht die neuen Air Max oder das am besten abgestimmte Outfit, viel mehr erfährt man von einem ehrlichen Lächeln, der Art wie sie tanzen oder eben einem Gespräch. Leider kommt es hierzu viel zu selten. Worauf ich raus will, ist ein typisches Münchner Phänomen: Man bleibt unter sich. Ist der klassische Münchner wirklich derartig unkommunikativ? Liegt es vielleicht an dieser gewissen Gemütlichkeit, jener angenehmen Lethargie welche stets im Basston unserer Kultur mitzuschwingen scheint? Kann es denn wirklich sein, dass wir abgesehen von der Wiesn ́ nicht in der Lage sind „fremde“ Menschen kennenzulernen? Lasst uns ausbrechen aus unseren Grüppchen und Vorurteilen! Nehmen wir uns
ein Beispiel an fremden Kulturen, jenseits des Weißwurstäquators! Es ist erstaunlich welch positive Reaktionen man bereits bekommt, wenn man die Leute einfach mal grüßt – und wenn es nur ein verwegenes Anheben des Maßkruges ist. Wer ganz wild ist könnte diese Geste noch mit einem lächeln garnieren, das wäre dann allerdings schon next level shit. Was lernen wir daraus? Gebt positive Signale, strahlt eure Freude in die Welt hinaus und seid lieb zueinander. Wer weis, vielleicht wird ja aus dem unscheinbaren Mädchen mit der Zahnspange plötzlich die süße Vera und der dicke typ mit dem Drachenhemd ist sau gut in Mathe und boxt dich durch dein Abi.

Das Tanzbein schwingen

Warum bleibt ihr eigentlich nicht gleich Daheim? Der Kühlschrank ist voll mit nicen Snacks, in der Mattscheibe läuft die neueste Folge Game of Thrones und das kühle blonde umspült euch auf der Couch erfrischend das Gäumchen. Klar, anstatt es sich daheim bequem zu machen, creept ihr lieber bei 130 Dezibel fünf Stunden am Tresen und schaut den anderen beim tanzen zu. Wieso? Nun eigentlich kann es für dieses Paradebeispiel der Whackness nur zwei plausible Gründe geben: Entweder man findet die Musik total doof oder man weiß einfach nicht wie man sich bewegen soll. Mein Tipp: Reduziert die Menge der gegebenen Ficks auf ein Minimum! Falls die Musik wirklich grottig sein sollte, schwingt euch zurück auf die Couch! Langweilige Tresencamper wie euch spricht sowieso niemand an, Naturgewalten erst recht nicht – ihr verschwendet eure Zeit. Wenn die Mukke allerdings heftig groovy reinfährt und ihr sowieso schon mitnickt, während ihr ab und zu unvermittelt an euren Drinks nippt, warum dann nicht auch tanzen? Es gibt keine falsche Art sich zu bewegen. Wenn euch danach ist eure Arme in der Luft herumzuwirbeln, dann tut es. Wenn ihr das Bedürfnis verspürt in die Knie zu gehen und einen russischen Volkstanz aufzuführen, tut es. Nur bitte bewegt euch und feiert euer Leben, ihr habt nur eins.

Einfach machen

Egal ob man seine acht Stunden am Tag arbeitet oder sich ein Semester nach dem anderen in die Uni knechtet, wir alle freuen uns auf’s Wochenende. Endlich ausbrechen aus dem Alltag. Wir sollten nicht nur den fetten Stapel Akten auf dem Schreibtisch zurücklassen, sondern auch unsere Pflichtattitüde und unsere förmliche Art. Das Leben kann wunderschön sein. Werft all den Stress der Woche ab und zieht euch eure Rüstung aus Liebe an. Wer will schon alleine sein? Geht auf die Menschen zu, lacht sie an, redet miteinander, lernt euch kennen! Ganz egal ob ihr Single seid und jemanden kennenlernen wollt, ihr den DJ mega feiert und euch seit Wochen darauf freut seine Tracks zu feiern, ihr ne beschissene Woche hattet und es höchste Zeit für einen Gin Tonic wird oder ob ihr einfach nur völlig zufällig in diesen Club geschleppt wurdet und jetzt das beste daraus machen müsst: Tut es, gebt einfach mal keine Ficks.

Und wenn du dann an diesem Punkt angekommen bist, wenn du den Gipfel der nichtgegebenen Ficks erreicht hast steht sie auf einmal vor dir, grinst dich an und sagt, dass es Spaß macht dir beim Zappeln zuzugucken. Du bist interessant, weil du dich nicht interessiert hast. Für nichts außer der Musik, dem Abend, deinen eigenen Spaß. Du hast deine Ficks an der Garderobe abgegeben und dafür gerade mal 1,50 gezahlt – und dafür die Nummer vom heißesten Girl diesseits der Isar bekommen.

tanzen

m2

by Ludwig H.