“Wenn man eine ganzseitige Anzeige in der Vogue schalten will ist man schon gern mal mit, na, zwanzig bis dreißigtausend Euro dabei – wenn man einen Blog für sich begeistern kann kostet’s vielleicht ein paar…Klamotten?” Ein lachen. Klar, so ist das eben. Aber sie findet es “schon wichtig, dass ein Blog auch eine eigene Meinung hat”. Hier ist meine eigene Meinung.

Bis heute bin ich immer davon ausgegangen, dass die Leute es nicht besser wissen. Dass das Medium “Blog” noch recht jung ist und viele Agenturen noch immer nicht richtig damit umgehen können. Bei diesem Satz aber (gesehen in einem Video zur Fashionweek), mit dem triumphierenden kichern hinterher, klappt es mir die Kinnlade runter. Und ich dachte eigentlich, mich kann gar nichts mehr schocken. Ich spule noch mal zurück, vielleicht habe ich mich verhört. Ganz offensichtlich freut sich die Geschäftsführerin der PR-Agentur tierisch darüber, dass man Blogger mit Klamotten bezahlen kann. Scheint ein gutes Geschäft zu sein, diese Bloggerwelt. Da triumphieren natürlich beide Seiten: Der Blogger kann seinen Vermieter fragen, ob er diesen Monat mit ein paar Schuhen bezahlen kann und die Agentur hat ein bisschen Werbung geschaltet. Ein perfekter Deal.

Nachdem sich meine whatthefuck-Miene langsam wieder festigt überlege ich, was ich nun dazu sagen soll. Ich möchte so gern etwas sagen, vielleicht auch in der Hoffnun,g dass sich in Zukunft etwas ändert.

Ich weiß, ich weiß, nach außen hin sieht so ein Blog nach ein bisschen Spaß nebenher aus. Ab und zu schick machen, ein paar Fotos knipsen, vielleicht mal eine Collage erstellen – fertig ist das Ding. Genau dieses Thema hat schon oft für Diskussionen gesorgt, ich möchte sie eigentlich nur ungern wieder aufrollen. Ich würde mir wünschen, dass vor allem ihr Leser uns glaubt, wenn wir sagen, dass das hier ein Fulltime-Job ist. Wer einen Blog führt mit wöchentlich zwischen 5 und 7 Posts weiß, wovon ich rede. Unser Wissen über Design, Layout, all dem WordPress-Kram und Suchmaschinenoptimierung haben wir uns selbst über die Jahre angeeignet. Wir recherchieren, suchen, photoshoppen, fotografieren, beantworten täglich unzählige E-mails, suchen uns Sonntags für die nächste Woche Fotografen, fliegen in andere Städte, machen unsere Steuer, drehen und schneiden Videos, verlosen und verschicken, beantworten eure Fragen, füllen täglich alle sozialen Netzwerke. Nebenher sind die meisten von uns noch Studenten wie ich und haben zusätzlich Werkstudentenjobs. Wenn ich drei Tage unterwegs bin arbeite ich vorher bis in die Nacht, um Posts für die kommenden Tage vorzubereiten. Jeden Morgen überlegen wir uns aufs neue was wir euch übermorgen erzählen können – und das schönste an alle dem: Es macht Spaß. Doch selbst wenn dir deine Arbeit Freude bereitet möchtest du für das, was du tust, ernst genommen werden.

Natürlich sind wir keine Vogue. Natürlich sind wir keine Journalisten. Wir wollen keine zwanzigtausend Euro – aber vielleicht ein bisschen was. Versteht mich nicht falsch – ich poste natürlich auch unvergütet Kleidung die mir zugeschickt wird. Für kleine Labels, eben die, die Unterstützung brauchen und verdient haben, macht man das sehr gern. Sobald aber große Onlineshops oder Agenturen auf mich zukommen möchte ich schon etwas dafür sehen – und ab heute weiß ich auch ganz genau warum. Es ist nicht Unwissenheit, es ist schlichtweg die “mit den Bloggern kann man es ja machen”-Einstellung.
Das schlimmste aber ist, – und das geht nun raus an alle Blogger dieser Welt – dass viele einfach mitmachen. Auch hier gibt es wieder Ausnahmen: Wenn ich einen Blog neu starte, hobbymäßig nebenher für meine Leser schreibe sind Geschenke in Form von Kleidung natürlich etwas schönes. Wer von uns hat das Anfangs nicht gemacht? Es ist absolut keine Schande, sich auch mal mit Kleidung bezahlen zu lassen. Sobald du aber wirklich Arbeit in deine Seite steckst, sobald du merkst dass dein Blog viele Menschen erreicht und die angepriesenen Labels offensichtlich davon profitieren, kannst und sollst du auch Geld für deine Arbeit verlangen. Selbst wenn du dir in dem Moment denkst du möchtest dieses eine Teil unbedingt besitzen, egal ob du bezahlt wirst oder nicht – denk noch einmal drüber nach. So hat die ganze Misere nämlich erst angefangen: Wieso sollte eine Label Blogger XY bezahlen, wenn Blogger Z, U und V es doch for free machen? Hier müssen wir uns auch mal an die eigene Nase fassen: Nein sagen, wenn ganz offensichtlich “kein Budget für solch eine Kooperation eingeplant wurde”. Wenn kein Geld für Werbung da ist, verweisen die Agenturen auf uns Blogger. Bringt viel und kostet nichts. Es geht übrigens auch noch frecher: Wie oft habe ich schon Angebote von Agenturen erhalten, doch mal im Showroom vorbeizusehen, man dürfe sich auch gerne ein paar Teile zum fotografieren mit nach Hause nehmen, aber bitte wieder zurückgeben. Agentur 1, Blogger 0. Und dann wird laut in die Kamera gelacht aus Freunde über die Dummheit der Blogger.

Aber – und das möchte ich deutlich betonen: Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Viele Anfragen die ich in Bezug auf Klamotten-Sponsoring erhalte sind aufgeschlossen und verstehen meinen Standpunkt. Oft entschuldigen sich Agenturen und Labels sogar sofort – das sind eben die, die es tatsächlich nicht besser wussten. Und dann kommt doch eine Kooperation zustande mit der beide Parteien zufrieden sind. Es gibt natürlich auch Agenturen, die tolle Events organisieren, uns Labels mit direktem Kontakt vorstellen, die sich kümmern, aufmerksam sind und das was wir tun ehrlich wertschätzen. Danke dafür!

Fazit: Die meisten von euch sind viel mehr Wert, als das Rundherum euch weiß machen möchte. Sagt auch mal “Nein”, selbst wenn das Modemädchen-Herz kurz blutet. Werdet aber nicht gleich unfreundlich, erklärt warum und wieso ihr eine solche Kooperation nicht eingehen könnt.

Das Wichtigste aber kommt zum Schluss: Danke an all die vielen Leser da draußen, die sich mein gequatsche anhören und das was ich tue ohne wenn und aber anerkennen und vor allem wertschätzen. Nehmt mir diesen Post bitte nicht übel – ohne euch wäre ich nicht hier, wo ich jetzt bin. Ohne euch hätte ich niemals sagen können, dass meine Arbeit tatsächlich etwas wert ist. So, jetzt werde ich emotional. Danke!

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