“ich denke einfach, dass nichts, was ich bisher nach dieser ganzen geschichte mit irgendjemandem angefangen habe einen sinn ergibt, weil es nicht mal ansatzweise mit dem vergleichbar war, was ich damals hatte.”
regentropfen prasseln laut gegen die windschutzscheibe, der scheibenwischer quietscht im tackt zu irgendeinem deutschen tophit den ich noch niemals vorher gehört habe. das grelle licht und das aussetzende regengeprassel als wir unter der brücke hindurch fahren reißt mich aus den gedanken, ich blinzle. über uns verläuft die lange startbahn von der ich so gerne erzähle, wieder mal versetzt es mir einen stich in die magengrube. diesmal werde ich nicht darüber schreiben.
“du wirst auch höchstwahrscheinlich nichts vergleichbares mehr finden, angie.” sagt sie, dreht die musik leiser und blickt konzentriert in den regen.
“ich kenne das doch alles. ich war eineinhalb jahre lang verliebt bis über beide ohren. nicht nur anfangs, sondern die ganze zeit über – bis er mir unendlich weh getan hat. dann habe ich mario kennengelernt und hatte über ein dreiviertel jahr lang zweifel, ob es das richtige für mich ist, weil ich bei weitem nicht so tiefe gefühle für ihn hatte wie damals für lukas.”
meine rede. nichts war vergleichbar.
“und trotzdem”, erzählt sie weiter “bin ich bei ihm geblieben. ich führe eine partnerschaft, verstehst du? ich weiß, dass ich mich immer auf mario verlassen kann. ich weiß, dass er hinter mir steht, egal was kommt. und ich weiß, dass er ehrlich zu mir ist. wir sind ein team, und zwar ein ziemlich unschlagbares.” sie lächelt zufrieden, als sei sie fest davon überzeugt, das richtige zu tun. ich möchte das auch wieder können.
ich versuche die richtigen worte zu finden. “aber ich… ich kann es mir einfach nicht… die reine vorstellung, dass ich niemals wieder jemanden so aufrichtig und verzweifelt lieben werde macht mich kaputt. egal wie fürchterlich es war, wie viel ich geweint habe, wie sehr wir unter eifersucht und selbstzweifeln gelitten haben, ich würde all das wieder in kauf nehmen. ich habe niemals vorher und niemals wieder danach behauptet, jemanden aufrichtig geliebt zu haben.”
als wir vor meiner haustür ankommen, findet sie abermals genau die richtigen worte. “angie, du wirst das schon schaffen. überleg dir, was DIR gut tut, lass ihn endlich deine vergangenheit sein und blick nach vorne.” wir umarmen uns. ich steige aus in den regen und stelle mich unter die schöne 70er jahre markise vor meiner haustür und blicke dem schwarzen van hinterher. jetzt ist sie wieder fort für ein halbes jahr, immer wissend, dass auf der anderen seite der welt ein mensch auf sie wartet, auf den sie sich immer verlassen kann. ganz ohne zweifel und eifersucht, eben eine irgendwie andere, reifere art der liebe.
vielleicht will ich das ja doch. vielleicht schaffe ich es irgendwann, dass mich sowas auch voll und ganz ausfüllt. vielleicht brauche ich irgendwann mal kein drama mehr in meinem leben.

aber das würde wieder bedeuten, ich wäre erwachsen.
und das macht mir so fürchterlich angst.