Für mich gibt es drei ausschlaggebende Gründe, warum ich mich vegan ernähre. Meiner Meinung nach ist die vegane Ernährungungsform…

1. …das Beste, was ich für die Tiere tun kann,
2. …das Beste, was ich für meine Umwelt & Mitmenschen tun kann
3. ….und das Beste, was ich für meine Gesundheit tun kann.

In diesem Post möchte ich Punkt 1 behandeln.

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Im Oktober 2015 beschloss ich schließlich, mich komplett vegan zu ernähren. Es war genau der richtige Zeitpunkt, der Übergang funktionierte lockerleicht und nicht mal in der Anfangsphase hatte ich Probleme mit dem “Verzicht” – und das, obwohl ich gerade guten Käse und Milch wirklich liebte. Ich glaube es fiel mir so leicht, weil ich lange genug gewartet hatte. Weil ich mich niemals zu diesem Schritt hetzte, weil ich wusste, irgendwann würde es schon passieren.

Für mich spielten zwei Faktoren für diesen Schritt eine ganz wichtige Rolle:
Erstens: Ich musste nicht “allein da durch”. Ich lernte einen Mann lieben, der vegan lebte, und ohne dass er mich jemals kritisierte oder versuchte mich in seine Richtung zu drängen nahm ich diesen “Umstand” als… perfekte Möglichkeit an. Und die Tatsache, dass alles, was es dafür gebraucht hatte, ein bisschen Liebe war, brachte mich dazu, eben den gleichen Weg einzuschlagen – wenn es darum ging, dass ich jemanden oder auch euch in eurem Bewusstsein über Essen und Tier beeinflussen möchte. Am Ende muss nur jemand, den man liebt oder gern hat, eine Sache “vorleben” – denn das ist so viel mehr wert als missionieren oder “kämpfen”.

Zweitens: Ich befand mich zu dieser Zeit im Umbruch, was mein komplettes Denken über mich, diese Welt und meine Arbeit anging. Ich stellte alles in Frage: Wieso reagiere ich so? Wieso denke ich so, woher kommt es, wo ist der Ursprung? Wieso lebe ich so? Welche Gefühle wurden von Außen geprägt und verursacht? Muss ich so leben wie ich gerade lebe, so wie die meisten anderen? Inwiefern hat mich die Gesellschaft, die Medien, die Kultur in Diesem und Jenem Denken beeinflusst? Ist das hier wirklich meine Meinung oder wurde sie mir unbewusst eingepflanzt? Und vor Allem: Wie lange kann ich noch hier und dort wegsehen?


Wie lange kann ich noch wegsehen?

Wisst ihr, mir war immer klar, dass ich wegsehe. Ich denke, jeder Mensch ist sich insgeheim bewusst darüber, dass er im Leben viel wegsieht – sei es beim Konsum (egal ob Essen, Kleidung, Dinge) oder Weltgeschehen. Wegsehen ist ein natürlicher Schutzmechanismus, wir verdrängen und schieben weg, und das jeden Tag. Wir sind nicht gefestigt genug, um das Gewicht der Welt auf unseren Schultern zu tragen, aber wer ist das schon? Ich bin (noch) nicht stark genug, um mir all den Schmerz dieser Welt ansehen zu können, aber ich öffne meine Augen von Tag zu Tag mehr. Immer so weit, wie ich es gerade kann. Mich selbst zu überfordern hätte mir, glaube ich, nie etwas gebracht. Die Augen mit Neunzehn bereits zu weit aufzureißen hätte mich nur verbittert und niedergeschlagen.

In diesem Post hier aber möchte ich euch von den Dingen erzählen, vor denen ich die Augen irgendwann nicht mehr verschließen konnte. Ich fühlte wohl, dass es an der Zeit war, dass ich nun gefestigt genug war, dass ich es nun schaffen wollte und konnte. Aber: Was ist mit Dir, der du das gerade liest?

Du bist nicht ich – und das ist okay

Ich möchte dir etwas ganz wichtiges sagen, bevor ich weiter schreibe: Du bist a) kein schlechter Mensch, wenn dich diese Dinge nicht so berühren wie mich. Meine Gefühle sind meine Gefühle und nicht deine. Wenn du dich b) jetzt und hier dazu entschließt, die Augen nochmal zuzumachen und nicht lesen möchtest, was Milchkühen und Hennen angetan wird – dann ist das okay, dann bist du entweder noch nicht an dem Punkt, an dem ich damals war – oder es ist c) ganz einfach nicht dein Weg. Die Ernährungsform, für die ich mich entschieden habe und die sich für mich richtig anfühlt, muss nicht auch für dich die Richtige sein. Das Gefühl in mir, nicht mehr wegsehen zu können, ist mein Gefühl. Das heißt absolut nicht, dass du genau so fühlen musst. Ich sage auf gar keinen Fall, dass du “ein schlechter Mensch” bist, weil du “wegsiehst”. Vielleicht kannst du das hier lesen, also hinsehen, und trotzdem willst du in Zukunft nicht auf Eier und Milch verzichten. Auch das ist okay.

Das einzige, was ich mir wünsche, was ich mir immer wünsche in dieser Welt, ist Bewusstsein (ich weiß, wie mein Essen auf meinen Teller kommt) und Toleranz (ich erkenne deine Ansichten an, und verurteile dich nicht für die Art und Weise, wie du lebst oder wie du isst). Du bist anders als ich und das ist okay.

 


 

Was ich gesehen habe, als ich hinsah

Ich werde euch nun, ganz simpel und ohne Ausschweife, mit genau den Fakten konfrontieren, die damals in mir ein Umdenken ausgelöst haben. Was du dabei fühlst, was es in dir auslöst, ist ganz deine Sache – und egal was es ist (ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist so wichtig): Es ist okay.

 

Eier:

Jährlich werden 50.000 männliche Küken geschreddert. Schreddern bedeutet, dass Küken massenhaft in einen Hexler geschmissen und dort bei lebendigem Leibe zu Brei verarbeitet werden. Dieser Vorgang ist mit dem Tierschutz vereinbar (hä?) – ganz egal ob Bio-Huhn oder nicht.
Aber wieso? Der enorme Bedarf an Eiern kann nur mit genügend Legehennen gedeckt werden. Das Geschlecht einer Henne/ eines Hahns kann aber erst nach dem Schlüpfen festgestellt werden, und da sich die Aufzucht der männlichen Küken wirtschaftlich nicht rentiert sind sie somit Abfall. Ich brächte es nie über’s Herz, auch nur ein einziges Küken eigenhändig zu zerhexeln. Damit das Spiegelei auf meinem Teller landet musste aber eben dies passieren. (Mehr dazu z.B. hier)

– Ein Bio-Huhn ist glücklich(er). Das mag sein – aber auch bei Biohühnern handelt es sich um Hybridhühner. Hybridhühner wurden natürlich so gezüchtet, dass sie möglichst viele Eier legen.
Im Vergleich: Ein “normales” Huhn legt im Jahr bis zu 37 Eier. Ein Hybridhuhn bis zu 320. Ersteres kann bis zu 20 Jahre leben. Zweiteres lebt nicht länger als drei. Es ist den körperlichen Anstrengungen nicht gewachsen und leidet vor allem durch den enorm schnellen Wachstum bereits wenige Wochen nach dem Schlüpfen. Ein Huhn, gezüchtet um zu leiden, endlos zu produzieren und früh zu sterben.

Milch:

– Damit eine Kuh Milch produziert, muss sie Kalben. So ist das nunmal. Das Kalb wird einer Milchkuh allerdings gleich nach der Geburt wieder weggenommen und wird – egal ob Bio oder nicht – in einer Kälberbox aufgezogen. Was mit dem Kalb passiert? Es wird entweder ebenfalls zur Milchkuh oder kommt irgendwann zum Schlachter.
Es gibt einen guten Grund dafür, warum ein Kalb sofort nach der Geburt seiner Mutter weggenommen wird. Bleibt es nur ein paar Tage länger ist die Bindung von Mutter zu Kalb bereits so stark, dass die Mutter zu sehr leiden würde, sie wäre psychisch am Ende – und würde so nicht mehr den gewünschten Nutzen erbringen. Kühe sind unfassbar friedfertige, liebende, sensible Tiere.

– Die Enthornung von Kühen ist zwar ohne Betäubung verboten – allerdings erst ab der 6. Woche. Kälbchen dürfen also auch ohne Betäubung enthornt werden. Hä?!
70% aller Bio-Betriebe enthornen ebenfalls Kälber.

– Eine Milchkuh kalbt ihr ganzes Leben lang. Befruchtung, Kalben, das Kalb wird weggenommen, die Kuh gibt Milch und wird sofort wieder künstlich befruchtet. Durch diese enormen körperlichen Anstrengungen lebt eine Milchkuh deshalb nur bis zu fünf Jahre (bzw. kommt zum Schlachter, wenn sie nicht mehr genug “bringt”). Eine ‘normale’ Kuh könnte bis zu 60 Jahre alt werden. Sechzig.


 

Etwas weglassen schafft Freiräume –
und diese braucht es, um weiter sehen zu können.

 

Für mich persönlich reichte all das. Für mich hätte wohl auch nur ein Punkt jeweils gereicht. Ich habe so lange mit diesem Schritt gewartet, weil ich immer dachte, es würde so schwer werden, ich würde auf so viel “verzichten”, ich würde mich einschränken, ständig nur mies gelaunt sein, weil ich Das nicht essen kann/will und Jenes nicht essen kann/will – aber genau das Gegenteil ist passiert. Es fühlt sich herrlich an. Es fühlt sich so gut an! Ich habe mich einfach mal wieder gemeinsam mit meinem Herzen in die vorgegebene Richtung bewegt, und natürlich fühlt es sich gut an. Ich möchte nicht mehr zurück – eigentlich nie wieder.

Dieser Schritt ist mittlerweile bereits 9 Monate her, und auch körperlich hat sich bei mir dadurch einiges zum Positiven verändert. Davon erzähl’ ich euch beim nächsten mal. ;)

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Bild mit Katze. “Weil Tiere meine Freunde sind, und ich esse meine Freunde doch nicht.” <3


 

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