Ich wurde noch niemals schief angeguckt. Ich hatte mit 16 mal meine rebellische Phase, da trug ich den Nietengürtel unter’m Hintern und wickelt mir eine Art Hundehalsband um den Hals, weil ich das Bedürfnis hatte aus der Menge herauszustechen. Und weil ich es cool fand, irgendwie. Trotzdem aber war ich nie so extrem, dass ich dafür dumm angemacht worden wäre. Ich habe das Glück, mit allem, was ich tue, reinzupassen. Ich bin konform. Und auch das Outfit heute mag nicht jedem gefallen, aber trotzdem würde wohl nie jemand auf die Idee kommen, mir hinterherzurufen, ich sähe scheisse aus.

Als ich mit Lisa auf der Fashionweek unterwegs war fragte sie mich, ob ich mal Lust hätte, von ihr eingekleidet zu werden. “Als Selbstversuch”, sagte sie ,”ist bestimmt interessant zu sehen, wie die Leute auf dich reagieren, wenn du mal richtig aus der Reihe tanzt.” Ich gebe zu, ich hab’s nicht so wirklich ernst genommen. Ich dachte mir damals, warum sollte ich das denn tun, das bin ja nicht ich. Aber als ich heute Morgen den Beitrag von Ricci las musste ich wieder an Lisas Worte denken und fragte mich insgeheim, wie sie das mit ihren 19 Jahren eigentlich macht – wie sie es schafft, über dumme Kommentare einfach drüberzustehen. Ich hätte in ihrem Alter niemals das Selbstbewusstsein dafür gehabt.
Ich bewundere Ricci dafür, dass er immer noch, nach all dem, was er sich schon anhören musste, trotzdem noch er selbst bleibt. Und bleiben möchte. Wahrscheinlich hätte er es so viel leichter, würde er sich die Haare abschneiden und nur noch in der Männerabteilung shoppen gehen. Und das ist das Traurige an der Geschichte. Alles ist leichter, wenn man sich nur brav der Gesellschaft fügt. Ich erinnere mich noch daran, wie er mir erzählte, dass er nun langsam dort ist wo er immer hinwollte: In der Modewelt, in der Glitzerwelt, weil er hier so sein kann wie er eben ist. Und auch jetzt muss ich wieder an Lisa denken, wie sie vor dem Fashionweek-Zelt mit ihren verrückten Outfits alle Aufmerksamkeit auf sich zog – und zwar im positiven Sinne. Alle fanden sie wunderbar, fabelhaft und außergewöhnlich. Niemand lachte über sie. Denn so Oberflächlich die Modewelt auch sein mag: Hier kann man wenigstens mal ausflippen.

Ich denke, ich werde es machen. Diesen Selbstversuch. Und ich wünschte, jeder von den Vollidioten da draußen, die denken sie müssten jemanden runter machen, nur weil er eben ein bisschen anders ist, würde das gleiche tun. Einen Tag lang in die Rolle eines Anderen schlüpfen. Dann würden sie nicht nur sehen, wie schwierig es ist in dieser Welt, wenn man eben nicht reinpasst – und sie würden sehen, wie schrecklich es wäre, sich verkleiden zu müssen. Wie beschissen es ist, wenn man nicht man selbst sein kann.

// Weste: Topshop X Zalando
// Top: Review
// Weite Hose: ASOS
// Shoes: Buffalo

Diese wunderwunderschöne Illustration hat übrigens Veronika gezeichnet, die sich gerade an Modezeichnungen übt und mich als Testobjekt benutzt. Ich finde ja, sie macht das ganz großartig – bestimmt bekommt ihr noch mehr von ihr zu sehen. Seid so lieb und liked ihre Facebookseite – Zuspruch ist der beste Ansporn!

Outfit: Weite Hose mit Crop Top

Outfit: Weite Hose mit Crop Top

Outfit: Weite Hose mit Crop Top

Outfit: Weite Hose mit Crop Top

Outfit: Weite Hose mit Crop Top