Gestern Abend, auf der freiluft-Schaumparty im Hotel stellte mein Freund folgende These auf: “Wenn man in diesem Hotel einen Turm aus allen Schuhabsätzen bauen würde, wäre dieser bei weitem höher, als wenn man das Gleiche mit männlichen Geschlechtsteilen tun würde.” Ich musste unweigerlich laut lachen – weil es einfach so wahr erschien. Er ergänzte dann noch: “Stoffmeter hingegen ergäben sich dann allerdings am Wenigsten.”

Das Ding mit der Welt der Reichen und Schönen ist die: Wir passen hier nicht rein. Aber das macht nichts. Ich fühle mich ein bisschen als stiller Beobachter einer mir bis dato vollkommen fremden Welt. Ich versuche sie euch ein bisschen näher zu bringen:

Das erste, was mir auffiel: Über die Hälfte der Hotelbewohner haben ganz einfach keine Tischmanieren. Ich habe so etwas noch nie gesehen, ehrlich. Das, was sich diese Leute am Buffet auf die Teller schaufeln können sie niemals aufessen – also wird der Rest einfach stehen gelassen und entsorgt. In den á la Carte Restaurants ist es nicht anders (einen Abend hatten wir uns das gegönnt): es werden drei bis fünf Gänge bestellt, der Letzte wird dann kaum noch angerührt. Man sitzt buckelig am Tisch und lümmelt so in seinen (wirklich leckeren) Speisen herum, am besten den Kopf auf der Handfläche abgelegt. So esse ich, wenn ich allein Daheim am Tisch sitze. Und selbst dann auch nur vielleicht.

Die Pärchen hier geben fast durch die Bahn immer das gleiche Bild ab: Er, mitte vierzig, meist mit kleinem Bäuchlein und ergrauten Haaren. Sie, mitte zwanzig bis Mitte dreißig, schlank, vollbusig, groß, wunderschön, in High Heels und Röcken die so kurz sind, dass selbst ich nicht weggucken kann. Versteht mich nicht falsch: Die meisten der Ladies hier sind wirklich atemberaubend schöne Mädchen und wunderbar anzusehen. Aber zwischen all dem D&G-Blingbling und LV-Taschen geht das ein bisschen unter. ich habe übrigens noch niemals so viele blanke Hintern gesehen, wie die letzten Tage (ja, schöne Hintern wohlgemerkt).

Das Adam&Eve steht für das das Paradies auf Erden. Die Hotelanlage ist rundum geschmückt mit falschen Apfelbäumen, der gesamte komplex ist von Außen mit Kunstgras überzogen. Man kann hier mit dem nötigen Kleingeld ein Privatjet mieten, eine VIP-Poolparty schmeissen oder einen Heiratsantrag unter Wasser organisieren (lassen). Wir haben einen eigenen Whirlpool im Zimmer, eine kostenlose Minibar die jeden Tag neu befüllt wird, drei (!) Doppelbetten und können unser Zimmer in rotes, blaues, grünes oder passend zum Bass wechselndes Licht tauchen. Per Fernbedienung.

Trotz all dem vermisse ich hier so, so viel.
Ich vermisse das Barfuss laufen. So etwas tut man hier einfach nicht. Ich vermisse es mit dem Handtuch im Sand zu liegen und einzuschlafen während meine Finger mit dem heißen, weichen Sand spielen. Hier gibt es Himmelbetten am Strand, keiner liegt im Sand.
Und Lagerfeuer! ich vermisse Lagerfeuer, Musik und Gitarrensound. Ich vermisse es, meine eigene Musik zu hören – hier wird man den ganzen tag mit Deep House beschallt. Ich vermisse es Sangria in einem großen Eimer selbst zu mixen, Nachts aufzuwachen und den Sternenhimmel zu sehen, Morgens geweckt zu werden weil die Sonne an den Zehen kitzelt und die Nachbars-Camper mit ihren neun Kindern.
Am meisten aber vermisse ich es Land und Leute kennenzulernen. Wie können all diese Cluburlauber hier wochenlang leben ohne das Bedürfnis zu verspüren diese fremde, spannende Kultur kennenzulernen? Ohne einmal ECHT türkisch gegessen zu haben abseits von den überfüllten Touristenregionen oder eben nicht in einem Sternerestaurant? Warum reist man in ein fremdes Land, wenn all das überhaupt nicht interessiert?

Heute ist Freitag, morgen fahren wir zusammen nach Antalya. Mit dem Bus. Allein das zu organisieren war schon kompliziert genug – die Verwunderung darüber, dass wir keinen Chauffeur oder gar Privat Jet benötigen war an der Rezeption sehr groß. Ich bin gespannt und hoffe, dass ich die Türkei dort endlich richtig kennenlernen kann.

Jetzt geht’s erst mal wieder an den Strand, vielleicht heute auf den Steg, da gibt’s natürlich auch Himmelbetten. Jaaa, ich geb’s ja zu, natürlich gefällt’s mir hier. wWe könnte es auch nicht, habe ich ja den besten Menschen an meiner Seite!


die schaumparty…to be continued ;)