Als wir in meine Straße einbiegen erwähne ich so nebenbei, dass ich noch diesen riesigen Topf Bolognese auf meinem Herd stehen habe. “Hast du auch Nudeln?” – “Natürlich hab’ ich Nudeln. Ich hab immer Nudeln.” Mein innerer Emo freut sich einen Ast. Ha, wieder eine Nacht nicht allein schlafen.

Wir sitzen noch zwei Stunden in der Küche. Ich räume nebenher die Bierflaschen weg, setze das Nudelwasser auf und füttere meine Katze. Die beiden sitzen an meinem Küchentisch und philosophieren über Familie und Freunde, ich höre zu und summe vor mich hin. Ein bisschen schwellt mir die Brust an vor Stolz wenn ich sehe, wie sich die beiden genüsslich meine grandiose Bolognese reinschaufeln und die Köpfe schütteln, weil sie die Leckerness um vier Uhr Morgens gar nicht glauben können. Ich liebe das. Zu kochen – und allen schmeckt’s. Vielleicht werde ich doch irgendwann mal für ein paar Jahre Hausfrau, so schön finde ich das gerade. Sogar die Küche putze ich noch blitzeblank, damit mein Mitbewohner am nächsten Tag in Ruhe Frühstücken kann.

Als wir alle in meinem Zimmer liegen und das Licht ausschalten wünschte ich mir, sie würden noch ewig weiterquatschen. Aber Alkohol und voller Magen tun seinen Dienst und bald sind nur noch ruhiges Atmen und leises Schnurren zu hören. Und dann, ganz plötzlich, fangen meine Wände wieder an zu reden. Erst nur ein Flüstern, dann ein hitziges Gespräch und schließlich brüllen sie so ohrenbetäubend laut, dass ich mir die Hände auf die Ohren drücke. Fragen mich, warum ich denn trotzdem wieder allein bin. Ich zwinge mich dazu, mir nicht die Blöße zu geben und in mich rein zu wimmern, einer der Gründe, warum ich die Bolognese überhaupt angeboten habe. Für’s nicht allein sein. Aber Einsamkeit breitet sich in Dunkelheit und Stille eben auch aus, wenn man nicht allein ist. Wenn nicht die richtige Person neben dir liegt. Und auf einmal fühle ich mich wieder genau so dumm und naiv wie damals mit neunzehn, ziehe meine Beine zu mir und verharre in der Embryostellung, um mich selbst festhalten zu können.

“Ich find’s toll, wie gut du mit deiner Fernbeziehung klar kommst.”, schrieb man mir gestern.

Ich stecke mir die Stöpsel in die Ohren und schalte meinen Lieblingssong auf Repeat, gerade so laut, um die Stimmen im Kopf zu übertönen. Und als die Lichtpunkte meines halb runtergelassenen Rollos ein bisschen verschwimmen frage ich mich, wen ich morgen überrede, bei mir zu übernachten.

It feels like hypnotized
It’s feeling inside
My moods of good old days,
are just forgotten
Time has changed.